Sonntag, 4. Dezember 2022

Messinn á Selfossi

Das Restaurant "Messinn" in Selfoss


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In Selfoss, einer kleinen Stadt in Südisland gut 50 km von Reykjavík entfernt, wurde im Sommer 2021 die "neue Stadtmitte" eröffnet. Dabei werden historische Gebäude aus ganz Island in Selfoss nachgebaut, es entsteht eine belebte Innenstadt mit Geschäften, Restaurants und Lokalen, einer Food Hall und Wohnungen in den oberen Stockwerken, dazu gibt es mittlerweile einen eigenen Parkplatz. Auch ein Kino ist in Planung, soweit ich es mitbekommen habe. Über dieses sehr spannende Projekt habe ich schon ausführlich in einem Blog-Beitrag vom Juli 2021 berichtet. Die ersten 13 Häuser der ersten Bauphase wurden mittlerweile erfolgreich fertiggestellt. Ich finde das Ergebnis wirklich schön und bin sehr gerne in der "neuen Stadtmitte" (schließlich liegt unser Häuschen dort in der Nähe und wir sind regelmäßig in Selfoss).

Jetzt im Sommer 2022 hat in einem dieser "neuen alten Häuser" das Fischrestaurant "Messinn" eröffnet. 


Wir hatten Ende Oktober eine Einladung, in dem Restaurant zu essen und es auszuprobieren - und wir sind wirklich begeistert, sowohl vom Essen als auch von der Atmosphäre. 

Wir waren an einem Freitagmittag da, im Restaurant war es sehr gemütlich. Außer uns waren überwiegend Isländer dort - teilweise kamen die Leute in Arbeitskleidung, allein oder zu mehreren, offensichtlich in ihrer Mittagspause, teilweise waren es ältere Ehepaare oder auch ganze Familien, die hier ihr Mittagessen genossen.

Der Name "Messinn" bedeutet "die Messe", bezeichnet also den Speiseraum eines Schiffes. Der Name des Restaurants wird auch in der Raumgestaltung sehr konsequent und liebevoll bis ins letzte Detail umgesetzt. Wir waren begeistert von den Bänken in den Kojen an der Wand, den Seilen als optischer Raumtrenner oder den baumelnden "Fischerkugeln".


Solche "Fischerkugeln" oder "Glasschwimmer" wurden früher von Fischern verwendet: Dabei wurden Glaskugeln in kunstvoll geknoteten Beuteln aus Tauen fest eingeschlossen und schwammen dann auf der Oberfläche, sie dienten dazu, die Netzenden über Wasser zu halten. Heutzutage werden meist Kugeln aus Kunststoff benutzt, die nicht mehr so schön sind wie die alten "Glasschwimmer", aber dafür viel robuster.


Das Restaurant "Messinn" ist ein Fischrestaurant, spezialisiert auf täglich frischen Fisch. Auf der Speisekarte gibt es verschiedene Vorspeisen zur Auswahl, vom Brotkorb mit Butter bis zum Saibling-Tartar, dem Salzfisch-Salat oder der frischen Fischsuppe mit Brot und Butter. Preislich liegen die Vorspeisen etwa zwischen 6,60 € bis zu 26 € für Hummer und Riesengarnelen).

Bei den Hauptspeisen hat man die Wahl zwischen Fisch-Burger, frittiertem Fisch (Kabeljau) mit Pommes und Chili-Mayonnaise oder Nudeln mit Meeresfrüchten (für umgerechnet rund 22 bis 25 €).

Das besondere Highlight der Speisekarte sind die Pfannengerichte im Messinn:

In großen, gußeisernen Pfannen wird das Essen hier aus der Küche direkt auf den Tisch serviert. 

Alle Pfannen bestehen als Basis aus wechselndem, saisonalen Gemüse und isländischen Kartoffeln - und dann gibt es verschiedene Sorten Fisch, Meeresfrüchte - und auch eine vegane Version mit Tofu. 

Die Pfannen sind wirklich groß und sie laden ein, das gute Essen zu genießen und zu teilen; man kann also auch sehr gut z.B. zu dritt zwei verschiedene Pfannen bestellen und sich dann gemeinsam genussvoll durchfuttern, wenn vielleicht auch nicht jeder eine eigene Pfanne schafft. 

Mein Mann hatte lúða, also die Heilbutt-Pfanne - frischen gebratenen Fisch in Weißwein- und Sahne-Sauce mit frischen Wildpilzen und er war restlos begeistert, tatsächlich schwärmte er (sonst gar nicht so typisch für ihn) sogar in höchsten Tönen von den verschiedenen Wildpilzen, die der Fischpfanne noch einmal eine ganz besondere geschmackliche Note verliehen haben. 


Ich hatte gellur - Dorschzungen gebraten in Knoblauchbutter und serviert  mit reichlich gebratenem Gemüse, viel Butter, Chili und Zitrone sowie kalten Cocktail-Tomaten und frisch gerupfter Rauke. Das Gericht bekommt durch die verschiedenen Konsistenzen, teilweise weich, teilweise eher fest, teilweise schön knackig, und die verschiedenen Temperaturen zwischen den warmen und den kalten Bestandteilen seinen ganz besonderen Reiz. 

Bei den "gellur" handelt es sich eigentlich nicht um die Zunge der Fische, sondern um den Muskel, der sich unterhalb am Kinn der Tiere befindet. Das Muskelfleisch wird von einer eigenen Haut umschlossen, man muss es länger braten als Fischfilet und es wird fester, zergeht aber beim Essen auf der Zunge und hinterlässt einen ganz leicht salzigen Nachgeschmack. Traditionell werden Dorschzungen in Island und auch Norwegen leicht bemehlt gebraten - und schmecken dann wirklich hervorragend. 


Als Dessert konnte man wählen zwischen einem Súkkulaði Brownie oder einer Créme brulée, beides mit frischen Beeren und Eis serviert (Preis umgerechnet knapp 15 €). Wir waren zwar nach unseren Fisch-Pfannen schon sehr satt, aber es sah so lecker aus, dass wir nicht widerstehen konnten (und wollten).

Wir haben uns dann für die Créme brulée entschieden, dazu gab es eine Kugel Eis, ein sehr leckeres, leichtes Sorbet, dazu Blaubeeren, Erdbeeren und eine Art Granola, kusprige, knackige Haferflocken. Die Portion wurde uns problemlos mit zwei Löffeln serviert - und hat wirklich sehr gut geschmeckt.



Unser Fazit 

Wir haben unser Essen im "Messinn" in Selfoss auf jeden Fall rundum sehr genossen und können das Restaurant definitiv mit bestem Gewissen weiterempfehlen. Die Portionen waren wirklich reichlich bemessen und wir sind auf sehr, sehr angenehme Art sehr satt geworden. 

Ich freue mich schon darauf, bei Gelegenheit noch einmal dort essen zu gehen - und ohne Kamera dieses wundervolle Essen einfach nur zu genießen!




P.S.: 

In der Vorweihnachtszeit bietet "Messinn" in Selfoss aktuell ein Aðventuhlaðborð an, also ein Adventsbüffet. Dabei bieten sie wohl Fischsuppe mit frischgebackenem Brot an, verschiedene Sorten eingelegten Hering, geräucherten Lachs, Meeresfrüchte, natürlich Plokkfiskur und zwei verschiedene Sorten von ihren leckeren Pfannen an, außerdem gemischte Desserts, das alles für 4.990 ISK (knapp 35 €) pro Person. Das Adventsbüffet gibt es am 08./09., 15./16. und 22. Dezember 2022.

Am Tag vor Heiligabend gibt es dann das Skötuhlaðborð - zur Þorláksmessa am 23. Dezember wird noch ein ganz besonderes Vorweihnachtsbüffet angeboten, mit den typischen isländischen Spezialitäten an diesem Abend - kæst skata, also gekochten Gammelrochen, serviert mit Knetfett und Hammeltalg, Kartoffeln und Rüben, dazu Roggenbrot mit Butter, außerdem noch Sternrochen, Plokkfiskur und eine Fischpfanne, ebenfalls mit gemischten Desserts und das Essen auch für 4.990 ISK. 

Für die Büffets in der Vorweihnachtszeit ist grundsätzlich eine Reservierung erforderlich. 



Es handelt sich hierbei formal gesehen um Werbung, da wir zum Essen eingeladen wurden. Wir besuchen aber nur Restaurants und Lokale, von denen wir vorher Gutes gehört haben und die wir - aus den verschiedensten Gründen - spannend finden. Insoweit waren wir auch ehrlich begeistert und wenn wir in Lobeshymnen ausbrechen, sind die wirklich ernst gemeint.



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