Mittwoch, 7. August 2024

Flúðir um Versló - Traktoratorfæran

Und, wart Ihr schon mal bei einem Traktoren-Rennen, so richtig durch Matsch und Wasser..? 

So ein Rennen findet jedes Jahr in Flúðir statt, am Kaufmannswochenende Anfang August. Dieses Jahr haben wir die Gelegenheit genutzt und uns das Event einmal angeschaut. 

Flúðir ist ein Ort mit rund 800 Einwohnern in der Gemeinde Hrunamannahreppur in Südisland. Es gibt hier viel geothermale Energie und heiße Quellen, der Ort entstand rund um die Gewächshäuser, die hier errichtet wurden. Noch heute gibt es hier viele Gewächshäuser, aber auch Anbau im Freiland. Es gibt sogar eine Pilzzucht. Frisches Gemüse von den Bauernhöfen kann man hier im Kleinen Bauernladen (Litla Bændabúðin) bei einem der Gewächshäuser kaufen.  

Die Schule in Flúðir (Flúðaskóli) wurde bereits 1929 gegründet und war eines der ersten Internate des Landes. Heute ist es kein Internat mehr, die Schule geht hier bis zur 10. Klasse, die oberen Klassenstufen werden aber auch von Kindern aus den Nachbargemeinden besucht. 

"Flúdír" ist übrigens das isländische Wort für Stromschnellen, die Stromschnellen im Fluss Litla-Laxá sind aber mittlerweile in Folge diverser Baumaßnahmen verschwunden.

In Flúðir gibt es auch einen großen Campingplatz und im Sommer findet hier ein großes Volksfest am Kaufmannswochenende, dem "verslunarmannahelgi", kurz "Versló" genannt, statt - Flúðir um Versló

Das Kaufmannswochenende mit dem Feiertag am Montag ist ein langes Wochenende für viele Isländer und praktisch das größte Reise-Wochenende des Jahres auf Island. Die Menschen fahren in Scharen aufs Land, es gibt viele große Feste und Feiern. Das bekannteste Festival an dem Wochenende ist Þjóðhátið í Vestmannaeyjum, das große Volksfest auf den Westmännerinseln. Aber auch auf dem Land gibt es viele Volksfeste, wie z.B. hier in Flúðir bei "Flúðir um Versló". 

Quelle: Flúðir um Versló 
Neben einem umfangreichen Musikprogramm mit diversen bekannten isländischen Bands gab es hier das ganze Wochenende über ein volles Familienprogramm - und es regnete sogar bei keiner der Veranstaltungen (vergleichsweise ein Wunder, bei dem verregneten isländischen Sommer dieses Jahr). Vor allem für Kinder wurde viel geboten, von der Hüpfburg über den Zauberer bis zum BMX-Rennen und dem "furðubátakeppni" am Sonntagnachmittag, einem "Wunderboot-Wettbewerb", an dem rund 20 selbstgebastelte Boote teilnehmen, die über den Fluss gezogen wurden. 

Der Höhepunkt am Samstagnachmittag war um 15 Uhr die Traktoratorfæra, die jährliche Weltmeisterschaft der Traktoren im Torfdalur. 

Das "Torf-Tal" liegt beim Fluss Litla-Laxá, gewissermaßen hinter dem Campingplatz. Hier mal ein Blick von oben über das Veranstaltungsgelände. Im Hintergrund seht Ihr den Hang, wo das Traktoren-Event stattfindet.


In den Medien habe ich etwas von "mehrere Tausend Besucher" beim Traktoratorfæra gelesen, ja, kommt hin, so weit waren wir mit unseren überschlägigen Schätzungen auch gekommen!


So ähnlich wie hier stelle ich mir auch die ersten Thing-Versammlungen der Isländer vor über 1.000 Jahren in Þingvellir vor, wenn die Menschenmassen zusammen gekommen waren und alle den Hang hinauf zusammen saßen. 

Na gut, so eine improvisierte Brücke über den Fluss gab es damals vielleicht noch nicht... aber sie hat gut durchgehalten!


Dann suchten wir uns auch einen Platz am Hang und das Event fing an. 

Insgesamt 7 Fahrer nahmen mit ihren doch etwas modifizierten Traktoren an der Traktoratorfæra teil. "Torfæra" ist das isländische Wort für eine "schwer passierbare Stelle", "torfær" bedeutet "unwegsam". ein "torfæruhjól" ist ein "Querfeldeinrad". Die Veranstaltung war also eine Art Querfeldein-Rennen für kleine Traktoren. 

Ehrlich gesagt, die Einzelheiten habe ich nicht so wirklich verstanden - es gab einen mit Fähnchen abgesteckten Parkour durch diese Matsch-und-Wasser-Landschaft hier für die Traktoren, die sie erst in die eine, dann in die andere Richtung absolvieren mussten. Dabei pflügten sie teilweise ordentlich durch das Wasser und stießen dabei beachtlich schwarze Rauchwolken aus!



Am Ende jeder Runde mussten die Traktoren dann über diese Stelle hier wieder aus dem Wasser kommen. Manchmal klappte es nicht direkt, manchmal brauchte es wirklich etliche Anläufe und Moderator und Zuschauer brüllten und feuerten voller Enthusiasmus an, bis es dann irgendwann doch geschafft war. Selbst mein Nachwuchs, der eigentlich nicht gar so von dem Event überzeugt war, ging hierbei mal richtig mit - jippie!


Allerdings ging auch bei der Wasserschlacht nicht immer alles gut, teilweise sah es sehr kritisch aus, der Traktor hielt aber trotzdem tapfer durch, .... 


... aber bei einem Fahrer schlug das Wasser doch zu weit oben über dem Fahrzeug zusammen und der Motor soff erfolgreich ab, im wahrsten Sinne des Wortes. 


Einer der kleinen Renn-Traktoren musste also von dem großen Traktor mit einem dicken Abschleppseil wieder aus dem Wasser gezogen werden.


Zum Schluss drehten die Renn-Traktoren alle noch gefühlt wild ein paar Runden auf dem See - keine Ahnung, vielleicht war auch System dahinter, ich hab's nur nicht erkannt..? War aber lustig und laut und die Leute gingen begeistert mit. 


Ehrlich gesagt - wer gewonnen hat bzw. ob es überhaupt einen Sieger gab, habe ich nicht wirklich verstanden. Es war zwar von Preisrichtern und Punktevergabe die Rede, aber so weit reicht mein Isländisch leider immer noch nicht. Erkennbar geehrt wurde jedenfalls niemand. Glaube ich.

Nach den Traktoren kamen dann noch außer Konkurrenz zwei angepasste Rennwagen, die mit viel Karacho und einer großen Wasserfontäne gefühlt nur so über das Wasser dahin flogen. 


Ein Auto hat es geschafft, den "Überflug", das zweite nicht, das soff ab. Erste Versuche, das Auto mit dem großen Traktor rauszuziehen, waren nicht erfolgreich, schließlich rückte noch der Kran an und hob das Auto mit seinen großen Schaufeln letztlich aus dem Wasser wieder an Land. 



Auf dem Rückweg sahen wir dann noch, wie einer der Traktoren von einem anderen durch den Fluss abgeschleppt wurde, der hintere Traktor hatte hinten rechts einen komplett platten Reifen.... zum Schluss rollte er dann aber auch mit halber Kraft über einen Schotterweg davon.


Mein Fazit des Tages..? War mal was anderes, viele Menschen, gute Stimmung und definitiv ein Erlebnis! 



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