Donnerstag, 4. August 2022

Dísill, Dísel, Disel oder doch Diesel?

Die meisten Isländer heute sind stolz auf ihre Sprache - und viele bemühen sich, die Übernahme von Fremdwörtern möglichst gering zu halten (auch wenn es englische Begriffe gibt, die fröhlich in der Rechtschreibung "angepasst" werden, wie z.B. "kósi" (= cozy, gemütlich) oder "Feisbók" für "Facebook"). 

Seit 1962 kümmert sich die Stiftung Árnastofnun um die Bewahrung der isländischen Sprache. 

Bereits 1952 wurde ein "Komitee für neue Wörter" gegründet, um für Fachbegriffe und technische Neuentwicklungen isländische Worte zu schaffen - so heißt ein Fernseher auf Isländisch z.B. "sjónvarp", wörtlich bedeutet das in etwa "Blick-Auswurf", oder Computer heißt auf Isländisch "tölva" - eine Kombination aus dem Wort "völva" (= Wahrsagerin) und dem "t" aus dem Wort "tala" (= Zahl). Ein Computer ist auf Isländisch also gewissermaßen eine "Zahlenzauberin".

Das "Komitee für neue Wörter" wurde 1964 vom Íslansk málnefnd, dem Komitee für isländische Sprache, abgelöst. Die Hauptaufgabe dieses Komitees besteht darin, die Regierung zu unterstützen und Vorschläge für neue Wörter zu machen bzw. zum "Ein-Isländischen" ausländischer Begriffe. 

Ein Wort, für das man auch einen isländischen Begriff brauchte, ist "Dieselkraftstoff". Der Begriff geht auf den deutschen Ingenieur Rudolf Diesel (1858 - 1913) zurück, der den Dieselmotor erfand, der mit einem speziellen Mitteldestillat, dem sog. Dieselkraftstoff, betrieben wurde. 

Tja - aber wie heißt nun "Diesel" auf Isländisch..? 


Auf der Fahrt nach Selfoss kommen wir am Ortseingang an mehreren Tankstellen vorbei und besonders die Tankstelle von AO (Atlantsolía) hat es mir angetan, weil es dort an einer einzigen Tankstelle wahlweise gleich drei verschiedene Schreibweise für Diesel-Kraftstoff gibt:

An der großen Anzeigentafel an der Straße wird neben dem Preis für bleifreies Benzin mit 95 Oktan (bensín, 95 blýlaust) auch der Preis für Diesel-Kraftstoff angezeigt - hier wird demnach Dísel verkauft. 


An der Tanksäule selbst gibt es dann "Dísill" und aus dem Zapfhahn kommt laut Beschriftung wiederum "Disel". 


Nebenan, an der Orkan-Tankstelle, wird allerdings "Diesel" verkauft.


Ich habe es dann einmal im isländischen Wörterbuch von Árnastofnun nachgeschlagen:

Hier finde ich neben "dísill" nur noch die Schreibweisen "dísel" und "dísell" - allerdings mit dem Vermerk, dass die richtige Schreibweise des Wortes auf Isländisch ausschließlich "dísill" ist. 

"Diesel" und "disel" kennt das Wörterbuch gar nicht. 

Na ja - die Autofahrer verstehen wohl trotzdem, was sie hier tanken können. 




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