Donnerstag, 25. August 2022

Menningarnótt 2022

Kulturnacht in Reykjavík (20.08.2022)


Nach unserem Besuch beim Präsidenten von Island sind wir am Samstag wieder in die Stadt gefahren. Wir waren schließlich noch bei einer Freundin zu Kaffee und Kuchen eingeladen - und haben uns anschließend dann in die Kulturnacht gestürzt. 

Es waren wirklich Menschenmassen unterwegs, überall gab es irgendetwas zu sehen und zu erleben. Teilweise hatten die Menschen ihre Instrumente im Vorgarten aufgestellt und spielten mit ihrer Band, während Freunde und Familie dazu Kaffee tranken oder grillten. Die Stimmung war einfach nur perfekt!

Auf dem Arnarhóll war gerade nicht so viel los, als wir hier vorbei kamen, die Bühne unten an der Straße war leer, irgendwelche Arbeiten waren im Gange. 


Zuerst haben wir kurz in den "Orgel-Marathon" in der Hallgrímskirkja reingehört, ... 


... danach sind wir zum Konzerthaus Harpa gelaufen. 


Die Glasfassade des Konzerthauses wurde vom isländischen Künstler Ólafur Eliasson entworfen. Ursprünglich sollte hier mit viel Geld von finanzstarken Investoren ein gigantisches Kultur- und Wirtschaftszentrum entstehen, das "World Trade Center Reykjavík" - ein Konzerthaus und Kongresszentrum mit großem Luxus-Hotel, dem Hauptsitz der Großbank Landsbanki, Geschäften, Wohnungen und Restaurants sowie einem riesigen unterirdischen Parkhaus. Dann kam die Finanzkrise 2008, die Investoren waren nicht mehr finanzstark, die Investorengruppe ging in Konkurs - und der Rohbau ging in staatlichen Besitz über. Nach dem großen Konkurs stand die Bauruine erst einmal wie ein Mahnmal an die Krise am Hafen, bevor die Stadt Reykjavík beschloss, zumindest das angefangene Gebäude in einer "abgespeckten" Version fertigzustellen - ohne Hotel und Business Center, nur mit einem vielen kleineren Parkhaus - eben nur das Konzert- und Konferenzgebäude. Der Bau wurde im Frühjahr 2011 fertiggestellt, die offizielle Einweihung erfolgte im Rahmen der alljährlichen Kulturnacht am 20. August 2011. 


Ich finde gerade die Fassade wunderschön und bin jedes Mal, wenn ich in Reykjavík bin, sehr gerne wieder hier (und zwar nicht nur, weil es in dem Gebäude auch öffentlich zugängliche Toiletten gibt). 




Eine Kulturveranstaltung in Harpa habe ich jedoch noch nicht erlebt - umso spannender fand ich es, das Konzerthaus auch einmal "in Aktion" zu erleben. 

Hier konnten wir kurz einen Eindruck von dem Konzert von Hamradun bekommen - die Gruppe spielt Hard Rock - mit Wurzeln tief in der alten färöischen Musik und Literatur. Sie selbst bezeichnen sich als "Faroese folk rock project". 


Um 17.55 Uhr war dann die Abschlussveranstaltung für diese Kulturnacht in Harpa: 


Im Treppenhaus gaben drei Chöre gemeinsam ein halbstündiges Konzert, während die Zuschauer dichtgedrängt im Eingangsbereich und auf den Treppen standen.  


Es sangen der Mótettukórinn, der Motettenchor der Hallgrímskirja unter der Leitung von Hörður Áskelsson, der 1916 gegründeten Männerchor Karlakórinn Fóstbræður (KFUM) unter Leitung seines Dirigenten Árni Harðarson und der Kvennakór Reykjavíkur, dem 1993 gegründeten Frauenchor von Reykjavík. Mit dem Konzert wurde der "Kulturwinter" (= menningarveturinn) eingeläutet.  

Listasafn - Kunstmuseum

Wir gingen dann auf dem Rückweg von Harpa noch beim Listasafn Íslands vorbei, bei dem Gebäude in der Tryggvagata. Schließlich war das Museum im Rahmen der Kulturnacht frei zugänglich und aktuell gibt es im Hafnarhús noch bis 29.09.2022 eine Sonderausstellung des isländischen Künstlers Erró (dessen Vater wir am selben Tag bereits bei den Kirchenfenstern in Bessastaðir getroffen hatten) über die "Sprengkraft der Bilder". Dieses "Wimmelbild" hatte was, da hätte ich noch eine Weile stehen bleiben und nach den Details suchen können - auch wenn es inhaltlich wohl eher um eine kritische Auseinandersetzung mit der Konsumgesellschaft geht, glaube ich... 


Das Hafnarhús wurde ursprünglich 1913 - 1917 als Büro- und Lagerhaus für den Hafen von Reykjavík erbaut. Für die Nutzung als Museum wurde es dann von 1998 bis 2000 umfassend renoviert. Mich hat diese Halle hier ja eher an ein Gefängnis erinnert - aber damit lag ich dann doch falsch!


Bei dem schönen Wetter war auch am Austurvöllur durchaus Betrieb - auch wenn es dank des Windes doch einigermaßen frisch war... 


Hier waren wir zu spät dran - die Wikinger vor dem Landnahme-Zentrum hatten ihr Programm um 17 Uhr beendet und packten noch ihre Sachen zusammen. 


Bei der Hüpfburg am Tjörnin war eine lange Schlange von Kindern - ebenso vor dem Verkaufstand der rosa Zuckerwatte.


Blick über den Tjörnin


So langsam habe ich doch Ermüdungserscheinungen gezeigt - war schon viel Lauferei und so schön das Wetter war, der Wind war teilweise doch richtig kalt! 


Wir haben dann noch einen kurzen Blick in den Hjlómskálagarður geworfen, den Park am Ende des Tjörnin, wo regelmäßig bei Festen die große Bühne aufgebaut wird (und wo dann auch die Essensbuden stehen). Als wir vorbei schauten, spielte gerade die Band "Systur" ihren diesjährigen ESC-Hit "Með hækkandi sól" - ehrlich gesagt, dass einzige Lied der Band, das ich kenne - aber das habe ich erkannt! 


Wir haben uns dann erst einmal in ein Restaurant am Laugavegur gesetzt, um wieder ein bisschen aufzutauen - ein schönes African Stew wärmte dann von innen. Danach ging es wieder! Mittlerweile tanzten die Menschen schon zur Live Musik auf der Straße. 


Beim Bistro Sólon hatte eine DJane aufgelegt (Eva Mey) und die Stimmung war richtig gut. 


Hier hatte sich gleich die ganze Seitenstraße vom Laugavegur in eine große Disko verwandelt, mit Kunstrasen auf der Straße und großen Diskokugeln, dazu wummerten ordentlich die Bässe. 


Auch in den Clubs am Laugavegur war Hochbetrieb, gute Stimmung, laute Musik, wirklich Menschenmassen unterwegs. (Mittlerweile hatte der Wind immerhin nachgelassen und es war nicht mehr so bitter kalt wie am späten Nachmittag.)


Erschöpft war ich immer noch und bis zum Feuerwerk dauerte es noch ein bisschen, also sind wir noch im Mál og Menning gelandet, haben noch was getrunken und die alten Lieder von AC/DC aus unserer Jugend genossen. 


Um 23 Uhr endete die Kulturnacht dann mit dem großen Feuerwerk am Arnarhóll. Hier spielten auch der Bühne des Radiosenders RÁS 2 zahlreiche namhafte Künstler, als wir ankamen, spielte gerade Bríet noch ihr letztes Lied, ... 



...bevor dann zum Abschluss das Feuerwerk zündete. 


Nach dem Feuerwerk strömten wir dann gegen halb zwölf inmitten von Menschenmassen wieder heimwärts, zurück zu unserem Auto und wieder nach Hause.


Und auf der Rückfahrt über die Hellisheiði tanzten dann die Nordlichter über uns - einfach nur perfekt!



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