Freitag, 11. März 2022

Im Winter über die Hellisheiði

Autofahren auf Island ist oft ein Thema für sich. Gerade im Winter. 

Da landet man schnell mal in einer Schneewehe, die der Wind plötzlich mitten auf der Straße angehäuft hat. Oder man wird selbst von einem Windstoß erwischt. Oder man kommt, bei richtig schlechtem Wetter, erst gar nicht aus dem Haus. Wir haben unser Haus in letzter Zeit nicht ohne Schneeschaufel verlassen. Aus Gründen. Man weiß ja nie, wo man als nächstes steckenbleibt. 



Wichtig vor jeder Fahrt: road.is 

Im Winter ist es wirklich wichtig, vor jeder Fahrt den aktuellen Straßenzustand online abzufragen und die Wettervorhersage zu prüfen. Und dann entsprechend zu reagieren - oder im Zweifel lieber nicht zu fahren. Wenn kein Durchkommen ist, ist kein Durchkommen. 


Straßensperrungen auf der Hellisheiði 

Die Hellisheiði ist die Hochebene zwischen Reykjavík und Hveragerði, südlich des Gebirgszugs Hengill. Die Gegend ist eine typische Vulkanlandschaft, man erkennt deutlich etliche alte Lava-Felder und auf beiden Seiten der Straße dampft und brodelt es immer wieder. Die Ringstraße führt hier als Suðurlandsvegur über die Heide und den Pass von der Hauptstadt Richtung Südküste. Die Strecke ist eine der meistgenutzten Straßen Islands. 

Bei Sturm und Schnee wird es hier über den Pass aber schnell sehr ungemütlich, deshalb wird die Strecke immer wieder gesperrt, wenn die Wetterverhältnisse schlecht sind. 

Quelle: road.is

In den letzten 10 Jahren wurde die Strecke über die Hellisheiði im Schnitt 12 Mal pro Jahr geschlossen. Allein im Jahr 2020 musste die Strecke wetterbedingt sogar 23 Mal gesperrt werden, in 2021 dagegen - wegen des besonders milden Winters - nur zwei Mal. 

Dieses Jahr 2022 war die Strecke über die Hellisheiði allein bis zum 1. März schon 15 Mal gesperrt - ungewöhnlich viele Sperrungen für die ersten zwei Monate des Jahres. Zumal die Sperrungen oft mehrere Tage andauerten bzw. die Strecke nach einer Öffnung teilweise schnell wieder geschlossen werden musste. 

Mehrfach steckten in diesem Winter Autofahrer im Schnee auf der Hellisheiði fest, die dann von den Rettungsmannschaften aus ihren Autos geholt werden mussten, im Zweifelsfall eine Nacht in einer Notunterkunft verbringen durften und wenn dann am nächsten oder vielleicht auch erst am übernächsten Tag die Strecke geräumt werden konnte, wurden die Autofahrer wieder zurückgebracht zu ihren Autos und konnten dann hoffentlich weiterfahren. Letztens mussten wieder rund 60 Autofahrer die Nacht beim Roten Kreuz in Hveragerði verbringen, während ihre Autos auf dem Pass einschneiten. Das ist weder witzig noch gemütlich! 

Hier steckten wir vor ein paar Jahren
auch in einer Schneewehe fest.


Unsere Fahrt über die Hellisheiði am 01. März

Letzte Woche mussten wir leider wieder nach Deutschland zurück. 

Wir hatten Glück, unser Flug ging erst nachmittags. Am Tag vorher war (mal wieder) Sturm und die Strecke über die Hellisheiði war schon seit Tagen gesperrt, aber die Strecke an der Südküste entlang, der Suðurstrandarvegur, war geöffnet. Also sollte es möglich sein, von unserem Haus zum Flughafen zu kommen!

DieWettervorhersage war gut, kein weiterer Schneefall, wenig Wind, oft sogar wolkenlos blauer Himmel. Bei uns sind wir gut losgekommen, hier scheint die Sonne schon schön auf den Ingólfsfjall. 


Die Straße war gut befahren, das Wetter sonnig... 


...aber sobald etwas Wind ging, wehte der Schnee schon wieder ordentlich hoch. 


Und von einem Moment auf den nächsten ließ die Sicht immer wieder deutlich nach.


Auf der Ringstraße angekommen, ließ es sich dann aber wieder richtig gut fahren.


Als wir auf den Kreisverkehr bei Hveragerði zufuhren, zeigt das Schild an der Straße an, dass Hellisheiði und Þrengsli beide noch gesperrt waren. "Lokað", "gesperrt" stand groß auf der Anzeigentafel. 

Aber bei dem Kreisverkehr stand ein Auto der Rettungsmannschaft (björgunarsveit) mit blinkenden Lichtern und die Autos stauten sich aus Hveragerði raus Richtung Hellisheiði. Und tatsächlich, wir hatten Glück - ...


... und Punkt 10 Uhr gaben die Männer vom Rettungsdienst die Strecke frei. 

In den 10-Uhr-Nachrichten im Radio hörten wir, dass geplant sei, die Hellisheiði nachher um 10.30 Uhr nach mehreren Tagen Sperrung wieder für den Verkehr freizugeben - aber da konnten wir schon Richtung Reykjavík rollen.

Wir waren das 8. Auto, das wieder über die Hellisheiði fahren durfte.


Unterwegs kamen uns immer wieder Räumfahrzeuge entgegen, die damit beschäftigt waren, die Fahrspur freizuhalten, zu verbreitern und den Schnee am Rand zu einer steilen, hohen Schneewand aufzutürmen. Bei jeder Windböe flog der Schnee schon wieder von rechts und links über die Straße. 


Auch wenn es teilweise wieder richtig schön war!


Die Strecke von Reykjavík Richtung Hveragerði war eindeutig noch nicht wieder für den Verkehr freigegeben. Es kamen uns noch etliche große Schneeräumfahrzeuge entgegen, die noch dabei waren, die Straße einigermaßen von den Schneemassen zu befreien. 


Einmal kamen uns zwei große Jeeps entgegen - aber das waren Firmenfahrzeuge vom Kraftwerk Heillisheiðarvirkjun, dem Geothermalkraftwerk auf der Hochebene Hellisheiði, die offensichtlich dienstlich unterwegs waren und auch sehr vorsichtig fuhren. 


Litla kaffistofan, die kleine Tank- und Raststätte auf der Hellisheiði, versank noch ordentlich in Bergen von Schnee, und mehrere Fenster waren mit großen Holzplatten abgedeckt und gesichert. Tanken hätte man da jetzt nicht gekonnt! 


Hier kam uns wieder ein Schneepflug entgegen - erkennbar an einer großen weißen Wolke. Den Schneepflug selbst konnte man aber erst von hinten sehen, wenn man an ihm vorbeigefahren war. 


Auch die Schilder waren nicht wirklich gut lesbar, um nicht zu sagen - komplett weg. 


Kurz vor Ende der Strecke kamen uns noch einmal zwei große Räumfahrzeuge entgegen, die damit beschäftigt waren, weiter Schnee von der Gegenfahrspur zu räumen und in einem schönen hohen Bogen rechts neben die Straße zu spucken. 


Und hier kamen wir dann an der langen Schlange von Autos vorbei, die in der Gegenrichtung von Reykjavík nach Hveragerði fahren wollten und sehnsüchtig darauf warteten, dass die Rettungsmannschaften die Strecke frei gaben. Aber nach stand das Fahrzeug der björgunarsveit mitten auf der Fahrspur und sperrte die Straße ab.  


Und dann hatten wir es geschafft und Reykjavík kam in Sicht. 


Wir sind wirklich gut durchgekommen, hatten wir so gar nicht erwartet. Juchhu - Glück gehabt! 




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