Donnerstag, 21. Juni 2018

HM 2018

Zur Fußball-WM in Island


Auf Isländisch heißt die Fußball-WM 2018 mit vollem Namen "Heimsmeistaramót landsliða í knattspyrnu karla 2018".

Ist ein bisschen lang, lässt sich aber übersetzen:

"Heimur" bedeutet "Welt". "Heimsmeistari" bedeutet "Weltmeister", und "mót" bedeutet "Treffen" oder eben auch "Turnier". Also "Weltmeister-Turnier". "Lið" bedeutet "Mannschaft, entsprechend sind die "landsliða" die "Landsmannschaft", also die Nationalmannschaft. "Í knattspyrnu" heißt schlicht "im Fußball". Und "karla" heißt "der Männer", also Genitiv Plural. Sprich: Das Weltmeister-Turnier der Nationalmannschaften im Fußball der Männer 2018.

Oder einfach kurz: HM 2018.

Ganz Island im Fußball-Fieber 


Schon als wir am Flughafen ankamen, empfing uns der isländische Fußball: Direkt in der Eingangshalle war ein Fußballtor aufgebaut voll mit 6 Schaufensterpuppen im WM-Outfit. Das Oberteil mit dem "waiting for world cup since 1947" haben wir übrigens später in Reykjavík noch ganz oft gesehen und wirklich viele, Erwachsene und Kinder, liefen die Tage in ihren blauen Fußball-Trikots herum.


Mein Mann hat sich natürlich gleich in seinem Knattspyrna-Pullover dazu gestellt. Der "Knattspyrnusamband Íslands" ist der isländische Fußballverband.



Am Langzeit-Parkplatz des Flughafens haben wir dann auch noch einen alten Lada (mit 4-Rad-Antrieb) gesehen, der ganz offensichtlich extra für "Russia 2018" aufwendig gestaltet worden ist. Ich hoffe mal, da hat sich für die Reisenden das aufgeklebte Motto "gaman ferðir" (= "Spaß-Tour") auch erfüllt! 


Public Viewing in Reykjavík


In Reykjavík gibt es mehrere Möglichkeiten, die Spiele der Fußball-WM öffentlich auf großen Leinwänden live mitzuverfolgen. Wir haben mindestens drei Großbild-Leinwände getroffen: Einmal in einem neu gebauten Hinterhof am Laugavegur (Ecke Klapparstígur), einmal am Ende des Parks "Hljómskálagarður" hinter dem See Tjörnin - und einmal auf dem Ingólfstorg, einem großen Platz in der Innenstadt von Reykjavík, auf dem im Sommer sonst immer die Skater unterwegs sind. 

Wir waren ja am Samstag, den 16. Juni beim ersten WM-Spiel Islands aller Zeiten in Reykjavík. Und haben wie ganz, ganz viele andere die Gelegenheit genutzt, das Spiel beim Public Viewing auf dem Ingólfstorg anzuschauen. 

Es waren ungefähr 6° und entweder nieselte es oder es regnete oder es schüttete wie aus Eimern. Und die Zuschauer kamen zwar zum Großteil in Fußball-Trikots und -Shirts, trugen darüber aber Regenjacken oder waren anderweitig möglichst gut eingepackt. 


Wir hatten uns natürlich auch entsprechend ausstaffiert - und mein Mann mit seinem Fußball-Pulli, seinem Bart passend in den Nationalfarben und der schicken blau-weiß-roten Perücke war ein echter Hingucker. Es haben ihn etliche Leute angesprochen, die ein Foto von diesem "Icelandic Guy" machen wollten, oder am besten gleich ein Gruppen-Selfie mit ihm. Allein dafür hat sich sein Outfit ja schon gelohnt!


Grandiose Stimmung auf dem Platz 


Die Stimmung auf dem Platz bei dem Spiel gegen die Favoriten aus Argentinien war, trotz des Wetters, von Anfang an gut. Auch wenn die meisten Isländer, mit denen wir vorher gesprochen hatten, nicht unbedingt an ein Fußball-Wunder gegen den Vize-Weltmeister glaubten und meinten, sie bräuchten wenigstens ganz, ganz viel Glück. 

Als in der 19. Minute die Argentinier das erste Tor schossen, wurde es mucksmäuschenstill auf dem ganzen Platz. Als Alfreð Finnbogason, der 29-jährige Isländer (seit 2010 in der isländischen Nationalmannschaft und seit 2016 beim deutschen Bundesliga-Verein FC Augsburg) in der 23. Minute den Ausgleich schaffte, tobte der Platz.


In der Folgezeit war es eigentlich mehr ein Bangen, ob die Isländer dieses Unentschieden gegen den Vize-Weltmeister über die Zeit bringen könnten. Und ich gebe zu - es war nicht unbedingt ein ausgeglichenes Spiel, wenn man sich die Statistik anschaut: 

27 Schüsse Argentinien, 8 Schüsse Island. Bei Tor-Schüssen stand es 7 zu 2 für Argentinien. Ballbesitz 78% Argentinien zu 22% Island. Die Argentinier rannten und liefen und machten und taten, das Spiel fand (gefühlt) zum Schluss fast nur noch vor dem isländischen Tor statt. 

Dafür machten die Isländer hinten dicht, hauten mit ihren langen Beinen und ihren Köpfen alles raus, was ihnen noch hätte gefährlich werden können, und ihr 34-jähriger Torwart Hannes Þór Halldórsson machte wirklich ein geniales Spiel, immer und immer wieder rettete er den Isländern ihr 1:1, nicht nur in der 63. Minute beim Elfmeter von Lionel Messi, den Hannes Halldórsson grrandios hielt. 

Als es dann nach der Nachspielzeit wirklich immer noch 1:1 stand, jubelte der Platz, es war einfach nur genial! Und es war ein tolles Erlebnis, mit den Isländern ihr erstes WM-Spiel anschauen zu können.  


Am Ende des Spiels waren wir wirklich tropfnass und eiskalt - wie gesagt, wir hatten bei etwa 6° über 1,5 Stunden im mehr oder weniger strömenden Regen gestanden. Aber es hat sich absolut gelohnt. 


Am 22. Juni kommt um 17 Uhr (= 15 Uhr Ortszeit in Island) das zweite Spiel der Isländer, und zwar gegen Nigeria. Das dritte Spiel findet dann am Dienstag, den 26. Juni um 20 Uhr (= 18 Uhr Ortszeit RVK) gegen Kroatien statt.

Wir drücken den Isländern natürlich alle Daumen! Hú! Áfram Ísland!  







2 Kommentare:

  1. Das ging ja dann gehörig in die Hose gestern... Schade, schade!

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    1. Ach, ich glaube, die Isländer sind einfach stolz darauf, überhaupt dabei gewesen zu sein und Messi Paroli geboten zu haben. "Wir sind stolz auf Euch, Jungs!" war der Kommentar, den ich hinterher in den isländischen Medien am häufigsten gelesen habe. :-)

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