Mittwoch, 30. August 2023

Flauelsgrautur

Samtweiche Milchgrütze


Das Rezept hier habe ich in einem Buch über traditionelle isländische Alltagsküche in neuem Gewand gefunden, das ich letztens im Second-Hand-Laden hier in Selfoss gekauft habe. 

Ein sehr spannendes Buch, für meinen Geschmack - und dieses Rezept hier für "samtweiche Milchgrütze" fand ich tatsächlich auch ausgesprochen lecker, vielleicht jetzt nicht unbedingt aufregend, aber für mich persönlich Seelenfutter, gerade an diesen ersten ungemütlichen Herbsttagen... 


Zutaten für 4 (kleine) Portionen

1 l Milch
100 g Butter
100 g Mehl
1 TL Salz

Zuckerzimt
Milch, Saft o.ä.


Zubereitung

In einem Topf die Milch zum Kochen bringen.


In einem zweiten, großen Topf die Butter schmelzen. 

Das Mehl in die geschmolzene Butter einrühren.


Anschließend portionsweise unter ständigem Rühren die heiße Milch hinzufügen.


Den Brei salzen und unter Rühren in paar Minuten kochen lassen.

Die warme Grütze dann mit Zuckerzimt und etwas kalter Milch, Saft o.ä. darin servieren.


Guten Appetit!





Die "Cave People" von Laugarvatnshellir

Habt Ihr auch schon mal die "Cave People" bei Laugarvatn besucht..? 

Wir waren schon mehrfach da und ich habe über die letzten Höhlenmenschen Islands auch  im Sonderheft von "Zauber des Nordens" berichtet. 

Es ist gerade einmal rund 100 Jahre her, da wohnten hier noch Menschen in dieser kleinen Höhle in der Nähe des Sees Laugarvatn. 

Laugarvatnshellir 

Die Höhlen, die hier an der Straße von Laugarvatn nach Þingvellir im weichen Tuffgestein des Berges Reyðarbarmur eingegraben sind, wurden von Menschenhand angelegt. Zunächst wurden die Höhlen nach der Landnahme Islands vermutlich vorwiegend von Hirten genutzt, als Zufluchtsort für sie und ihre Schafe. Diese Nutzung wurde später aufgegeben, nachdem wohl Geschichten über Geister hier in den Höhlen erzählt wurden.

The Cave People 

Im Sommer 1910 kam ein junges Ehepaar, das Landwirtschaft betreiben wollte. Weil es in der Gegend für sie kein Land und keinen Hof zu kaufen gab, ließen sie sich in den Höhlen nieder. Die größere Höhle baute der Mann, ein gelernter Schreiner, zur "Wohnhöhle" aus, als Wohn- und Schlafraum mit Küche. Die kleinere Höhle wurde zum Schafstall. Nach knapp einem Jahr konnte das Paar einen Hof in der weiteren Umgebung erwerben und zog um.



Im Jahr 1918 ließ sich dann ein anderes junges Ehepaar, Jón Þorvarðsson und Vigdís Helgadóttir, hier nieder, die Höhlen gehörten damals wohl einem Verwandten von Jón. Auch sie betrieben hier Landwirtschaft, hielten Schafe, ein paar Pferde und eine Kuh und verkauften an Reisende auf dem Weg von Laugarvatn nach þingvellir Skyr, Sahne und selbstgebackenen Kuchen. Vigdís hatte auch einen Garten angelegt und baute, in vergleichsweise sonniger Lage am Südhang, erfolgreich Kartoffeln an. Jón jagte Schneehühner, die er in Reykjavík verkaufte, und sie sammelten Beeren zum Verkauf. 

Ihre älteste Tochter Ragnheiður wurde im April 1919 hier in der Höhle geboren. Jón musste damals durch den Tiefschnee nach Laugarvatn laufen, um die Hebamme zu holen, als es Komplikationen gab, und brauchte für die ca. 13 km lange Strecke rund 8 Stunden, aber es ging gut aus und Mutter und Kind überlebten die Geburt. Das zweite Kind Magnús wurde 1920 geboren und die jüngste Tochter Hrafnhildur Ásta 1922. 

Ende 1922 konnten Jón und Vigdís einen eigenen Hof kaufen und zogen mit ihren Kindern um. 

Foto vom Besuch bei den Cave People im April 2019

Seit 2017 kann man die rekonstruierte Höhle der "Cave People" im Rahmen einer Führung wieder besichtigen. 

Im Sonderheft von "Zauber des Nordens" erzähle ich Euch ein bisschen, wie das Leben für den kleinen Magnús und seine Familie damals vor rund 100 Jahren gewesen sein mag, und auch, was für Gericht sie wohl gegessen haben. 


So hängt in der Wohnhöhle am Küchenbrett eine Muldenpfanne, mit der man früher z.B. Eplaskífur (Apfelpfannkuchen) gebacken hat... ein passendes Rezept dazu findet Ihr natürlich auch im Sonderheft!


Das Sonderheft könnt Ihr im Buchhandel oder online bei Amazon kaufen oder direkt über den Verlag "Zauber des Nordens". Wenn Ihr wollt, könnt Ihr auch bei uns über unsere Homepage "Leckeres Island" bestellen - der Preis beträgt jeweils 19,80 €,
innerhalb Deutschlands erhaltet Ihr das Magazin versandkostenfrei


Letzte Wochen waren wir noch einmal in Laugarvatnshellir, um das fertige Sonderheft zu zeigen. Wir konnten auch noch ein paar Fotos machen, auch mit der aktuellen Führerin durch die Höhlen. Noch einmal vielen Dank an die Cave People dafür! 


Wir haben den Besuch auch dieses Mal wieder sehr genossen! 





Samstag, 26. August 2023

Biti fyrir börnin

Happen für die Kinder


Seit 2016 bietet die Supermarktkette Krónan jetzt schon solche "biti fyrir börnin" an, also "Happen für die Kinder". 

Die Supermarktkette schreibt hierzu selbst auf ihrer Homepage, dass sie gerade als Lebensmittelgeschäft einen Beitrag zur öffentlichen Gesundheit leisten wollen, insbesondere zur Gesundheit von Kindern. 

Um Eltern und Kindern das Leben einfacher und den Einkauf im Supermarkt entspannter zu machen, bieten sie für Kinder kostenlos Obst an, von dem sich die jüngsten Besucher etwas nehmen dürfen, während die Eltern einkaufen. 


Uns ist das allerdings tatsächlich erst die Tage beim Einkaufen aufgefallen, als eine kleine Person sich ernsthaft und sorgfältig an der Obst-Tonne eine Mandarine schälte. 

Eine tolle Idee, finde ich! 





Papageitaucher auf Dyrhólaey

Ein Papageitaucher heißt auf Isländisch "lundi".

Die kleinen Kelchen gelten oft als "Nationaltier" Islands und gehören definitiv zu den beliebtesten Fotomotiven hier. Papageitaucher, auch Papageientaucher oder Puffins genannt, gehören zur Familie der Alkenvögel. Sie haben im Durchschnitt eine Körperlänge von rund 30 cm und ein Gewicht von knapp 380 g. 

Saison von Mitte April bis Mitte August 

Fachleute schätzen, dass rund 60% der Papageitaucher weltweit auf Island brütet. 

Normalerweise kommen die Tiere von Mitte April bis Anfang Mai auf Island an, brüten hier und ziehen ihre Jungen auf. Die Jungvögel werden meist Mitte / Ende Juli flügge, und etwa drei Wochen nach den Jungvögeln verlassen dann auch die ausgewachsenen Tier ab Mitte August wieder das Land und verbringen den Winter auf See.

Zu Besuch Ende August 2023 auf Dyrhólaey

Dyrhólaey, die "Tür-Loch-Insel", ist eine rund 120 m hohe Felsenklippe in Südisland, etwa 6 km westlich von Vík í Mýrdal. Vermutlich ist das Kap vor rund 100.000 Jahren bei einem submarinen Vulkanausbruch entstanden. 

Das Felsentor von Dyrhólaey
(und mein Mann im selbstgestrickten Lopapeysa)

Von hier oben hat man bei gutem Wetter auch eine hervorragende Aussicht, sowohl auf die Gletscher im Landesinneren ...


... als auch auf den schwarzen Strand von Reynisfjara und die Felsnadeln vor Vík.


Bereits 1910 wurde hier ein erster Leuchtturm errichtet, übrigens wohl der erste Leuchtturm mit Stahlrahmen auf ganz Island. Er wurde 1927 nach den Plänen des isländischen Staatsarchitekten Guðjón Samúelsson (1887 - 1950) zu einem quadratischen Leuchtturm aus Beton umgebaut.

Der Leuchtturm ist einer der stärksten Leuchttürme Islands und kann von sehr weit gesehen werden. Noch bis 2015 hatte der zuständige Leuchtturmwärter seinen ständigen Wohnsitz hier auf dem Gelände. 


Dyrhólaey ist ein Paradies für Seevögel und ein Naturschutzgebiet, der Zugang ist teilweise während der Brutsaison gesperrt, um die Tierwelt hier zu schützen. 

Da es schon Ende August war und wir bei unserem Besuch direkt vorher in Reynisfjara nur noch sehr vereinzelt Papageitaucher gesehen hatten, rechneten wir eigentlich nicht mehr damit, hier noch Papageitaucher zu sehen zu bekommen - und dann waren die kleinen Kerlchen plötzlich da, jede Menge von ihnen, praktisch direkt unter uns an der Steilklippe.


So spät im Jahr hatte ich mit diesen possierlichen Tierchen gar nicht mehr gerechnet... 


...aber es hat uns (und unseren Besuch) natürlich umso mehr gefreut! 




Dienstag, 22. August 2023

Nachlese - Menningarnótt 2023

Menningarnótt - Reykjavík Culture Night - Kulturnacht 2023

Am Samstag (19.08.) war wieder Kulturnacht in Reykjavík - und wir sind hingefahren, diesmal mit Kind 3 und Kind 4 und der Freundin von Kind 3. Es war herrliches Wetter und ich habe es genossen, letztes Jahr war es doch ordentlich kalt und vor allem windig bei der Menningarnótt. Die Kulturnacht und das schöne Wetter hat offensichtlich viele Menschen in die Stadt gelockt, es war wirklich ordentlich voll in Reykjavík! 

Wir haben angefangen mit einem kurzen Abstecher in die Hallgrímskirkja, Hier sang gerade der Gemeindechor der Neskirkja aus dem Reykjavíker Stadtteil Vesturbær unter Leitung des Organisten, Steingrímur Þórhallsson. Sie sagen "Ó blessuð vertu sumarsól". Die Zuhörer waren ausdrücklich aufgefordert mitzusingen, es wurden auch Liedtexte verteilt - wir hätten also auch mitsingen können, wenn wir gekonnt hätten. 


Es gab gleichzeit auch noch weitere Stationen in der Kirche, z.B. ein Tisch für Kinder, so sie die Hallgrímskirkja als Malvorlage ausmalen konnten, oder hier diese Installation, bei der es um Bibelstellen zum Thema "Wasser" ging. 


Wir gingen von der Kirche dann weiter; die Skólavörðustígur hinunter. An der Ecke hier kam uns dieser "komische Vogel" entgegen, drei Männer mit einem mächtigen Vogel. Zur Freude der Kinder hier konnte der Vogel sogar mit seinem Schnabel vorsichtig "zuschnappen". 




Wir kamen auch am Laden der Handprjónasamband Íslands vorbei - dem "Handstrickverein Islands". Der Verein wurde im November 1977 von einer Gruppe von Isländern, hauptsächlich Frauen, gegründet. Ziel war es, Einkommen aus dem Stricken und dem Verkauf von klassischen "Island-Pullovern" (lopapeysur) zu erzielen - die Mitglieder des Vereins stricken in Handarbeit in der Regel zu Hause solche Pullover, Jacken und andere Wollsachen und der Verein verkauft die Strickwaren dann im Laden. 

Vor dem Laden verteilten sie, anlässlich des 45-jährigen Jubiläums des Vereins, bedruckte Jutebeutel. Ich habe mich sehr über einen der Beutel gefreut - habe ich doch jetzt die perfekte Aufbewahrung für mein jeweils aktuelles Strick-Stück! Juchhu!


Wir sind weiter in der Menschenmasse die "Regenbogenstraße" hinunter gegangen... 


... und erst einmal ans Wasser zum Konzerthaus Harpa


Vor dem Konzerthaus gab es von 13 bis 18 Uhr Bootsschnitzen für Kinder - hier wurden eifrig schöne Holzboote gefertigt und dann auch gleich in den Wasserbecker vor Harpa ausprobiert! 


Es war wirklich ordentlich Betrieb hier! 


Hier gab es noch ein Konzert für Kinder - ich habe leider traurig wenig verstanden, nur einmal, da ging es um leckere Süßigkeiten am Nammidagur (am Samstag, wenn die Süßigkeiten im Laden traditionell zu ermäßigten Preisen verkauft werden).


In einem der Konzertsäle von Harpa spielte auch gerade Swangah, eine färöische Rap-Gruppe. Die Band besteht aus mehreren jungen Männer, die alle in demselben Viertel von Tórshavn aufgewachsen sind, auf diesen Ortsnamen (Svanga) bezieht sich auch der Name der Band. Ich hätte ja gedacht, der Rap wäre auf Englisch und Isländisch und würde sie nur schlecht verstehen - aber wenn es eine färingische Band ist, schiebe ich es mal darauf, dass ich immer nur einzelne Worte verstanden habe! 


Ich finde das Gebäude von Harpa immer noch definitiv das schönste Glashaus der Welt und ich bin immer wieder gerne hier! 



Danach musste unser Nachwuchs erst einmal gefüttert werden und wir haben eine kurze Pause auf dem Ingólfstorg eingelegt und gefüllte Fladenbrote gegessen. Nicht restlos sättigend für unsere hungrigen Söhne, aber definitiv sehr lecker! 


Weiter ging es durch den Hljómskálagarður am Tjörnin, mit großer Bühne, Livemusik und vielen Essensständen und Hüpfburgen o.ä. für Kinder. 


Anschließend ließen wird uns dann durch die Straßen treiben lassen, einfach den Ohren nach, es war ja überall etwas los. Überall spielten ganz verschiedene Bands und Musikgruppen vor begeistertem Publikum, auf den Straßen, auf irgendwelchen aufgebauten Bühnen... einfach schön! 



Zum Abschluss waren wir dann auf dem Arnarhóll, beim großen Konzert vom Sender RÁS 2. 


Beim Konzert spielte u.a. die isländische Rock-Band HAM, der Mann auf der Bühne hier ist Óttarr Proppé - definitiv ein vielseitiger Mensch. Mit der Band Pollapönk war er 2014 als Background-Sänger beim ESC angetreten, wo sie im großen Finale Platz 15 belegten, außerdem war er jahrelang Stadtrat in Reykjavík, später Vorsitzender der Partei "Björt framtíð" (= "Strahlende Zukunft") und eine Zeitlang sogar Gesundheitsminister von Island. (Wenn ich mir vorstelle, Jens Spahn oder Karl Lauterbach stünden so auf der Bühne..!) 


Als wir auf dem Hügel ankamen, spielte gerade Aron Can, ein isländischer Hip-Hop-Künstler. Sein Vater betreibt mehrere Dönerrestaurants im Hauptstadtgebiet, der Sohn veröffentlichte 2016 seinen ersten Song und ist seit 2018 bei Sony Music unter Vertrag. 


Später spielten u.a. noch Klara Elíasdóttir und die Girl Group Nylon sowie Valdímar. Gegen 23 Uhr ging es dann auf die "Zielgerade" des Konzerts...


...und gegen Viertel nach elf kam dann das ersehnte Abschlussfeuerwerk. Einfach toll! Wir haben uns gefreut, allesamt durchgehalten zu haben, auch wenn wir langsam wirklich müde waren nach diesem intensiven Tag... 


Viel gehört, viel erlebt, viele Menschen - und tolle Stimmung, den ganzen Tag!