Mittwoch, 19. Januar 2022

Hrunalaug

Hrunalaug, Januar 2022
Baden in der heißen Quelle


Mitten im Nirgendwo steht hier an einer heißen Quelle ein kleines altes Badehaus, das sich mit seinem Grassoden-Dach unauffällig in die Landschaft fügt. Tatsächlich ist das Häuschen so gut "getarnt", dass ich es erst gesehen habe, als wir schon praktisch direkt davor standen.  

Hruni ist ein alter Pfarrhof, an der Straße 344 (Hrunavegur) in der Nähe von Flúðir gelegen, in der Gemeinde Hrunamannahreppur (auch Ytri-Hreppur genannt). In der Gemeinde leben heute gut 800 Menschen, davon mehr als die Hälfte in Flúðir.

Hier auf dem Pfarrhof Hruni lebte Ende des 12. und Anfang des 13. Jahrhunderts der Gode Þorvaldur Gissurarson mit seiner Familie, der später zum Priester geweiht wurde und 1225 das Augustiner-Kloster auf der Insel Viðey (vor der Küste Reykjavíks) gründete - wahrscheinlich auf Anraten von Snorri Sturluson, dem berühmtes isländischen Politiker und Dichter dieser Zeit. 

Snorri Sturluson
im Saga Museum, Reykjavík
In Hruni wurde 1208 Porvaldurs Sohn Gissur Þorvaldsson geboren, der sehr jung mit Ingibjörg, einer Tochter von Snorri Sturluson, verheiratet wurde. Nach dem frühen Tod des gemeinsamen Sohnes ließen sich Gissur und Ingibjörg scheiden und Gissur heiratete anschließend seine Geliebte. 

Im Jahr 1241 ermordete Gissur mit mehreren Mitstreitern seinen früheren Schwiegervater Snorri und mehrere von dessen Söhnen und wurde dafür vom norwegischen König zum Jarl ernannt. Gissur ist eine sehr umstrittene Persönlichkeit der isländischen Geschichte, da er erheblichen Anteil daran hatte, dass Island schließlich 1262 von Norwegen unterworfen wurde.

Die heutige Kirche in Hruni (Hrunakirkja) wurde 1865 erbaut - eine Holzkirche mit Wellblech-Verkleidung, die rund 200 Menschen Platz bietet. 


Der Sage nach wurde die frühere Kirche von Hruni völlig zerstört: Nachdem ein Weihnachtsgottesdienst allzu fröhlich ausartete, erschien der Teufel höchstpersönlich und zerschmetterte die alte Kirche mit allen Menschen darin in einem Abgrund, so sagt man.

Ein Stückchen hinter dem Pfarrhof zweigt die Straße zur Quelle Hrunalaug ab. 

Das Gelände hier ist in Privatbesitz. 

Früher war die Quelle ein "Geheimtipp", bis sie vor gut 10 Jahren erstmals in einem Reiseführer erwähnt wurde. Teilweise wurde die Badestelle dann sogar von Reiseveranstalter mit Bustouren angefahren und von rund 200 Leuten pro Tag besucht - viele zu viele für diesen besonderen Ort. Die Besucher hinterließen nicht nur ihren Müll hier, sondern beschädigten auch das alte Badehaus und die Heißwasserbecken. Zwischenzeitlich wurde die Stelle sogar trockengelegt. 

Mittlerweile ist die Badestelle wieder in Betrieb. Die Landbesitzer haben eine Box aufgestellt, in die ehrliche Besucher ihren Obolus für die Benutzung der Badestelle entrichten - 1.000 Kronen, wahlweise auch 10 € oder 10 $ (bei den Preisen empfehle ich, lieber in Kronen zu zahlen, das ist umgerechnet deutlich günstiger als die 10 €!). 


Von dem kleinen Parkplatz an der Straße führt ein sehr gut gepflegter Trampelpfad über eine hübsche kleine Holzbrücke zur Hrunalaug. 


Sieht das hier nicht einfach nur wunderschön aus, mit dem eingebrochenen Eis, dem Fluss und der Landschaft in der herrlichen roten Wintersonne..?


Hier noch der Blick in die andere Richtung - und wieder geborstenes Eis.



Das Badehaus wurde vor etwa 100 Jahren an der Quelle Hrunalaug errichtet.



Das kleine Grassoden-Häuschen kann man als Umkleide und zum Verwahren seiner Sachen nutzen - und an der offenen Seite schließt sich dann gleich ein kleines steinernes Becken an. 


Außerdem gibt es noch zwei gemauerte Becken voller Wasser. 


Ach doch - nicht zu heiß, aber angenehm warm!


Wir waren nachmittags hier, als es schon wieder dunkel wurde...



Schon ein sehr isländischer Ort, mit diesem alten Badehäuschen mitten im Nirgendwo! Aber zum Zauber des Ortes gehört es auch, dass es einsam ist hier... 




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