Freitag, 4. Februar 2022

Mosfell í Grímsnesi

Sonntagsspaziergang auf den Berg Mosfell


Mittlerweile machen für mich nicht mehr die großen, aufregenden Hotspots den Island-Zauber aus, sondern mehr die kleinen, unaufregenden Orte - so wie beim Sonntagsspaziergang auf einem Berg in der Nähe. Nichts Spektakuläres, nichts, was man jemandem empfehlen würde, der zum ersten Mal nach Island fährt ("das musst du gesehen haben!") - aber in ihrer Stille doch wunderschön.

So waren wir letztens z.B. beim Berg Mosfell - den Spaziergang hatte eine Freundin aus der Umgebung schon unternommen und meinem Mann begeistert empfohlen: Spaziergang mit herrlicher Aussicht! Also - bei gutem Wetter!

Hier schon mal ein nachmittäglicher Blick auf den (da schon wieder im Schatten liegenden) Berg Mosfell mit dem kleinen Hof, der Kirche - und dem kleinen Wasserfall am Berg.


Bei der Kirche gibt es einen Parkplatz, von dem aus man auf einem gekennzeichnet Weg auf den Berg klettern kann. 

Der Berg ist, soweit ich es im Internet gefunden habe, nur etwa 250 Meter hoch. Überall ist die Rede von "leichter Aufstieg", "für jeden geeignet". Ehrlich gesagt - ich hatte schon meine Phase, wo ich dachte "Nee, ich bin doch keine Bergziege! Nee, nicht noch einen Schritt höher! Nee, mach ich nicht!" Ich war sehr geneigt, hier an dieser Stelle einfach stehen zu bleiben und auf Mann und Kind zu warten, die natürlich unbedingt noch auf den Berg richtig hinauf wollten. Na ja, letzten Endes hat mein Mann mich dann doch noch überredet, weiter zu gehen... 

Dabei war die Aussicht von hier doch schon wunderschön! 


Aber Mann und Kind haben mich angefeuert und letztlich bin ich ihnen doch über dieses kleine Schneefeld hier weiter hinterher gejapst... 


Nach dem (für meine Verhältnisse) steilen Anstieg den Berg hoch bis zu dem kleinen Pass dort ging es danach aber deutlicher harmloser weiter. 


Der Weg zog sich zwar noch ein bisschen um die eine oder andere Kurve...


...aber letztlich habe auch ich es geschafft und war dann wirklich oben. Juchhu! Und die Aussicht war ja wirklich wunderschön! Ich habe mal nachgeschaut - meine Kamera sagt mir, dass ich dieses Bild hier um 12.07 Uhr gemacht habe. 


Das Licht war herrlich, hier bei den Steinmännchen auf der Ebene auf dem Mosfell!



Da lohnt sich der Aufstieg dann doch - zumindest, wenn man oben ist! 


Es war allerdings ordentlich frisch und nicht ganz windstill, also sind wir nicht allzu lange oben geblieben, sondern haben uns wieder an den Rückweg gemacht. Dabei haben wir auch noch den kleinen Wasserfall am Berg gewürdigt, der mittlerweile nicht mehr so sehr im Schatten lag wie bei unserem Hinweg. 


Es ist ein kleiner Wasserfall und ich habe auch keinen Namen für ihn gefunden, aber komplett gefroren sah er wunderschön aus! 





Aus dem Landnahmebuch: 
Ketilbjörn gamli (Ketilbjörn der Alte)

Der Mosfell hier ist übrigens ein historischer Ort - hier soll einer der ersten Siedler Islands, Ketilbjörn gamli Ketilsson, gewohnt haben.

Im Landnahmebuch wird berichtet, dass Ketilbjörn mit seiner Familie über das Meer von Norwegen nach Island kam. Er landete mit seinem Schiff Elliði an der Mündung des Flusses landete, der heute - nach dem Schiff Elliði - Elliðaár genannt wird. Er verbrachte mit seiner Familie den ersten Winter im Gebiet des heutigen Mosfell bei Reykjvík. Danach unternahm er Erkundungsexpeditionen nach Osten. Unterwegs verlor Ketilbjörn z.B. in einem Fluss seine Axt - und so heißt der Fluss am Þingvallavatn heute noch Öxará (= Axtfluss). 

Ketilbjörn ließ sich mit Frau und Kindern im heutigen Grímsnes nieder und lebte auf dem Hof Mosfell. Ketilbjörn wurde ein sehr reicher Mann und erhielt schließlich den Beinamen "gamli", "der Alte". 

Allerdings hatte er wohl kein ganz ungetrübtes Verhältnis zu seinen Söhnen: Es wird überliefert, das der Ketilbjörn nicht wollte, dass seine Söhne sein Silber erbten. Daher befahl er seinem Sklaven Haki und seiner Magd Bót, zwei Ochsen anzuspannen, all sein Silber aufzuladen und es auf den Berg Mosfell zu bringen, wo sie es vergraben mussten. Anschließend brachte der alte Mann auf dem Rückweg zuerst den Sklaven und dann die Magd um, damit sie das Versteck seines Schatzes niemandem verraten konnte. 

Oberhalb des Hofes Mosfell heißt der Pass heute noch Bótarskarð, also der "Pass der Bót", zur Erinnerung an die Magd Bót, die Ketilbjörn hier an dieser Stelle umgebracht haben soll.  



Nach dem "Abstieg" vom Berg haben wir zumindest noch einen Blick auf die kleine Kirche geworfen - allerdings war abgeschlossen, so dass uns nur der Blick durchs Fenster blieb.



Die Mosfellskirkja hier in Mosfell in Grímsnes og Grafningshreppur stammt aus dem Jahr 1848 und wurde nach der Renovierung im Juli 1979 neu geweiht. 



Bei dem Licht hatte der kleine Kirchhof seinen ganz besondere Zauber... 




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