Sonntag, 29. September 2024

Eplakökur og eplabökur

Verschiedene Apfelkuchen-Rezepte


Draußen wird es Herbst. Die Blätter färben sich, es leuchtet in Rot und Gold, der Nebel hängt zwischen den Hügeln... Also Zeit für die Apfelernte..? Nun, nicht auf Island. Im isländischen Klima wachsen keine Apfelbäume. 

Während es früher Äpfel eigentlich nur als etwas ganz Besonderes zu Weihnachten gab, sind sie heute fester Bestandteil vieler isländischer Gerichte. 

Früher, auch noch in den 50er und 60er Jahren des 20. Jahrhundert, gab es das Jahr über auf Island kaum Äpfel zu kaufen. Von älteren Isländern habe ich gehört, dass man Äpfel gelegentlich in der Apotheke kaufen konnte, ein paar Vitamine für teures Geld. Aber normalerweise wurden Äpfel nur zu Weihnachten mit dem Schiff nach Island importiert. Für die Kinder war es etwas ganz Besonderes, wenn sie zu Weihnachten einen Apfel und eine Apfelsine geschenkt bekamen - für viele Isländer dieser Zeit war der Geruch dieses Obstes der Inbegriff von Weihnachten. 

Heute hat sich das geändert, jetzt bekommt man in fast jedem isländischen Supermarkt das ganze Jahr über mindestens zwei Sorten Äpfel zur Auswahl, für Preise zwischen rund 300 und 900 ISK pro Kilogramm. Im Durchschnitt liegt der Preis derzeit bei umgerechnet ca. 3,65 € / kg. 

Ich habe aber schon sehr anschauliche Schilderungen gehört, von Isländern, die das erste Mal unter einem Apfelbaum standen und staunten, dass man einfach einen Apfel vom Baum pflücken und tatsächlich essen kann... 


Früher waren Äpfel in der isländischen Küche ein besonderer Luxus. Wenn ich das bedenke, wird mir so richtig bewusst, wie stolz z.B. die Menschen in Laugarvatnshellar auf ihre Pfanne für die Apfelküchlein gewesen sein müssen. Ein traditionelles Rezept für solche Eplaskífur findet Ihr natürlich auch hier auf dem Blog. 



Auch wenn Äpfel früher etwas Besonderes waren, findet man auch in alten isländischen Kochbüchern viele Rezept für Apfelgerichte und -gebäck, und heute gehören Äpfel definitiv zur Alltagsküche. 

Auch bei mir auf dem Blog findet Ihr viele verschiedene Rezepte für Apfelkuchen, z.B. für klassischen Apfelkuchen, für Apfelkuchen mit Vanillefüllung und Karamellsauce, für einen schnellen Alltags-Apfelkuchen mit schön viel Zimt, eine sehr apfelige Apfel-Torte mit gehackten Mandeln , einen traditionellen Apfelkuchen vom Blech oder für Eplabúðingur, ein leckeres winterliches Apfel-Dessert mit einer Prise Zimt. Oder ein süßes Apfelbrot, das schön gebuttert auch am zweiten und dritten Tag noch richtig gut schmeckt. 


Wenn Euch mal nicht nach süßem Gebäck ist, könnt Ihr natürlich auch herzhafte Apfel-Gerichte auf dem Blog finden, z.B. für einen Thunfisch-Apfel-Salat mit Lauch und Skyr, einen Fenchel-Apfel-Salat, der traditionell vor allem als Beilage zu Fischgerichten serviert wurde, einen Rote-Bete-Salat mit Apfel und Sauerrahm oder ein Rezept für Kabeljau mit Speck und Apfel-Käse-Sauce

Äpfel sind doch herrlich vielseitig einsetzbar! 


Und wenn es mal wirklich schnell gehen soll, könnt Ihr Euch auch einfach so einen Apfel-Zimt-Skyr-Drink zubereiten. 


Ihr könnt Euch also jetzt im Herbst nach Herzenslust mit ganz verschiedenen isländischen Apfelgerichten austoben! Guten Appetit! 




Sonntag, 22. September 2024

Bananabrauð

Bananenbrot


Letztens hatte mich eine Freundin gefragt, sie hatte in einem Laden in Flúðir so ein leckeres Bananenbrot gekauft, weniger Brot, eigentlich viel mehr ein Kuchen, ähnlich wie Marmor- oder Zitronenkuchen, aber eben mit Bananengeschmack. Etwas in diese Richtung wollte sie dann selber backen, suchte aber noch ein ähnliches Rezept. Die Rezepte, die sie bei mir auf dem Blog fand, gingen ihr aber zu sehr in Richtung Brot, nicht genug in Richtung Kuchen... 

Also habe ich am Wochenende noch ein anderes Rezept ausprobiert und mit dem Enkelkind gebacken - und herausgekommen ist dieses sehr leckere, sehr fluffige Bananenbrot, tatsächlich viel mehr Kuchen als Brot. 

Ich war mit dem Ergebnis ja auch sehr zufrieden, aber sowohl das Enkelkind als auch mein jüngster Nachwuchs waren restlos begeistert und haben beide fleißig zugeschlagen. Es blieb nur noch ein winziges Reststück übrig... 


Zutaten

2 große reife Bananen
50 g geschmolzene Butter
2 Eier
200 g Zucker
200 g Mehl
50 g Milch
2 TL Backpulver
1 TL Zimt
1 Prise gemahlene Vanille


Zubereitung

Den Ofen auf 180° Ober-Unter-Hitze vorheizen.

In einer großen Schüssel Eier und Zucker schaumig rühren. 



Dann Mehl, Backpulver, Vanille und Zimt hinzufügen und verrühren.


Die Bananen gründlich pürieren.


Das Bananen-Püree mit der geschmolzenen Butter und der Milch auch noch in die Schüssel geben und gut verrühren, bis ein schön einheitlicher Teig entstanden ist. 


Den Teig in eine mit Backpapier ausgelegte Kastenform geben und im vorgeheizten Backofen bei 180° Ober-Unter-Hitze ca. 40 bis 50 Minuten lang backen (Stäbchenprobe!).

Den Kuchen anschließend etwas abkühlen lassen...


...und dann nach Geschmack noch mit Schlagsahne servieren. 




Samstag, 21. September 2024

Erdrutsch im Geothermalgebiet Hveradalir

Südöstlich von Reykjavík, ca. 20 km vom Stadtrand entfernt, kommt man an einem sehr aktiven Geothermalgebiet vorbei, direkt neben der Ringstraße. Wir machen hier gerne einen ersten Stopp, wenn wir Besucher vom Flughafen abholen, für einen ersten Island-Eindruck -  denn hier dampft es und zischt und brodelt und riecht intensiv nach Schwefel. Ich mag den Geruch, dann weiß ich - ich bin wirklich in Island! Na gut, nicht alle Besucher reagieren positiv auf den Geruch, manche reden sogar von Gestank... 

Im Juli 2024 hat es hier einen Erdrutsch gegeben, und die Veränderungen rund um den Fußweg durch das Hochtemperaturgebiet haben es mir wirklich bewusst gemacht, wie empfindlich die Natur ist und wie schnell einem alles mögliche um die Ohren fliegen kann - im wahrsten Sinne des Wortes. 

Vorher-Nachher-Bild

Wenn man von Reykjavík über die Hochebene Hellisheiði Richtung Hveragerði fährt, kommt man an der Abzweigung zum Kraftwerk Hellisheiðarvirkjun vorbei. Fährt man hier Richtung Kraftwerk, zweigt nach wenigen Metern nach rechts noch eine kleine Straße (378) ab, die zur Skíðaskálinn führt, der Ski-Hütte in Hveradalir

Hier gibt es ein kleines, aber sehr spannendes Geothermalgebiet, da man besuchen kann. Wie gesagt, wir machen hier gerne mit Besuch, den wir vom Flughafen abholen, einen ersten kurzen Stopp, und ich finde, es lohnt sich, auch wenn das Parken seit kurzem kostenpflichtig ist. 

Dafür bekommt man hier aber auch etwas geboten: 

Auf speziellen "schwebenden Gehwegen" kann man hier durch das Gebiet laufen und die Geothermie direkt erleben, riechen (es riecht wirklich ganz intensiv nach Schwefel!) und spüren. An den Wegen befinden sich Informationstafeln über die Geschichte dieses Geothermalgebiets und die Besonderheiten solcher Gebiete. 


Dabei schweben diese Gehwege flexibel über der heißen Erde und haben nur wenige Kontaktpunkte zum Boden. So wird der Eingriff in die Natur miniert und die Wege können leicht verändern, angepasst und in Stand gehalten werden. Und die Anpassung an die sich verändernde Natur ist hier auch tatsächlich nötig. 



Mitte Juli 2024 hat es hier einen Erdrutsch gegeben, am Hand südöstlich der Skihütte. 

Vermutlich war es ein Zusammentreffen mehrerer Faktoren, das den Erdrutsch ausgelöst hat, so der zuständige Geologe von Reykjavík Energy vor Ort. Dabei hat sich ein breiter Strom grauer Ton vom Hügel herab zur Straße ergossen. 



Laut dem Experten der Fernwärme-Firma gab es vermutlich eine Dampfaktivität in den Fumarolen im Boden, die die oberste Schichte der Erde schwächte, und bedingt durch die starken Niederschläge an dem Wochenende war der Boden wohl so mit Wasser gesättigt, dass er letztlich unter seinem eigenen Gewicht zusammen gebrochen sei. Der Erdrutsch habe die oberste Bodenschicht durchbrochen, dadurch sei es wohl zu einem starken Sieden in der heißen Quelle gekommen und der Quellton sei dann in alle Richtungen gespritzt. Der Erdrutsch, verbunden mit dem Ausfluss des Quelltons, sei vermutlich nicht allzu schnell vor sich gegangen, es habe wohl mehrere Minuten gedauert, bis der graue Schlamm die Schotterstraße erreicht hatte - und dort anhielt. Der Experte hält dieses Szenario zumindest für wahrscheinlicher, als dass eine plötzliche Dampfexplosion in der Quelle den Erdrutsch ausgelöst habe. 


Hier sieht man sehr deutlich, wie sehr sich der Ort bei dem Ereignis wieder verändert hat - während man früher den Weg ein ganzes Stück entlang gehen konnte, endet der Steg jetzt weiter vorne und schwebt über einem Abgrund aus Dampf und Nichts, der früher noch nicht da war.


Ich habe keine Ahnung, wie tief dieses "Nichts" ist, aber es dampft und brodelt auf jeden Fall gewaltig rund um den Steg und an manchen Stellen spritzt der heiße graue Schlamm aus den Fumarolen auf die Platten, zumindest als wir Anfang August 2024 dort waren, um uns den Erdrutsch anzuschauen. 


Im August 2024 wurden übrigens auch konkrete Pläne für eine geplante große Entwicklung an der Skíðaskáli bekannt gegeben:


Die Skihütte soll um 500 m² erweitert werden, mit Gewächshaus, Restaurant und einer Aprés-Ski-Bar nach französischem Vorbild sowie einem Spa mit Schlammbädern. Gegenüber der Skihütte soll ein Hotel mit 150 Zimmern gebaut werden, Außerdem ist der Bau einer Badelagune geplant (links am Bildrand). Und natürlich entsprechend Parkplätze sowohl für die Lagune als auch für das Hotel.

Skizze der geplanten Neuerungen
Quelle: mbl.is / Alternance

In der Umgebung ist zudem eine Vielzahl von Aktivitäten geplant, darunter Lauf- und Radwege sowie Skipisten. Die Pisten sollen übrigens das ganze Jahr über nutzbar sein, der Hang soll hierfür mit entsprechenden Plastikmatten ausgelegt werden.

Ehrlich gesagt - ich bin mir noch nicht sicher, ob das Bauprojekt in dieser Form hier wirklich sinnvoll ist, mir persönlich wäre es jedenfalls zu riskant, hier Geld hinein zu stecken, in einem so aktiven Hochtemperaturgebiet, mitten zwischen heißen Wasserdampf, Gasen und spuckenden Schlammtöpfen, wo der heiße Dampf schon mal den Asphalt der Ringstraße zum Schmelzen bringt... 



P.S.:
Foto von 2019

Falls Euch die Skihütte bekannt vorkommt, obwohl Ihr noch nie hier gewesen seit  - dann liegt das vielleicht daran, dass Ihr den Film "Das erstaunliche Leben des Walter Mitty" gesehen habt. 

Der Film ist ein US-amerikanisches Komödien-Drama von 2013, bei dem Ben Stiller Regie geführt und gleichzeitig die Hauptrolle gespielt hat. 

Der Film handelt vom Leiter des Negativ-Archivs eines renommierten Magazins, der sich regelmäßig in Tagträumen verliert und dann plötzlich im realen Leben in Abenteuer gerät. So muss er in Grönland aus dem Helikopter eines betrunkenen Piloten in den eiskalten Nordatlantik springen und landet in einer Gruppe Haie, auf Island gerät er in den Vulkanausbruch des Eyjafjallajökull und schließlich wandert er zu Fuß durch Afghanistan - und die meisten Szenen seiner Abenteuer wurden auf Island gedreht, egal, ob sie in Grönland, Island oder Afghanistan spielen:

  • Als Walter Mitty nach Grönland fliegt, landet er im Film am Flughafen von Nuuk - gedreht wurde die Szene am Inlandsflughafen Hornafjörður, 7 km nördlich von Höfn - in Island. 
  • Als Walter Mitty in einer Bar in Nuuk auf Grönland Bier aus Glasstiefeln trinkt - ist die Szene in Stykkishólmur gedreht, auf Snæfellsnes, wo die Fähre nach Flatey und in die Westfjorde ablegt. 
  • Als Walter Mitty im Film nach Stykkishólmur fährt, ist das wiederum in Seyðisfjörður gedreht - na ja, Stykkishólmur hatten sie ja schließlich schon für Nuuk verwendet. 
  • Als Walter Mitty schließlich durch Afghanistan radelt, kommt er am Skogafoss vorbei, an der Südküste Islands. 
  • In einer Szene, als der Vulkanausbruch auf Island unmittelbar bevorsteht, trifft Walter Mitty vor einem leeren Hotel / Restaurant eine isländische Familie und tauscht bei einem der Kinder seine Gummipuppe gegen ein Skateboard ein - diese Szene wurde hier vor der Skíðaskálinn gedreht. 
Hier Bilder davon aus dem Film: 


Man erkennt die Skíðaskálinn im Film auf jeden Fall gut, auch wenn die Farben im Film etwas verändert sind und das Nebengebäude mit dem verzierten Dach ergänzt wurde. 


Mal abwarten, wie es hier in ein paar Jahren vielleicht aussehen wird... 


Sonntag, 15. September 2024

Fröken Selfoss


Wir waren im August bei "Fröken Selfoss" zum Essen eingeladen, zu einem isländischen Menü, das wirklich fast alles enthält, was man mit der isländischen Küche verbindet. Eine absolut großartige kulinarische Erfahrung, die uns rundum begeistert hat. 

In der "Neuen Mitte" von Selfoss wurden im ersten Bauabschnitt 13 historische, aber mittlerweile zerstörte Wohn- und Geschäftshäuser aus ganz Island nachgebaut. Ich finde, der Ort hat durch die neue Stadtmitte wirklich sehr gewonnen! Und die Nachbauten der alten Häuser finde ich persönlich sehr schön. 

Eines der Häuser ist Smjörhúsið, also das Butterhaus. Das ursprüngliche Butterhaus wurde 1797 vom isländischen Kaufmann Bjarni Sívertsen (1763 - 1833) in der Hafnarstræri 22 in Reykjavík erbaut, der hier eine Filiale eröffnete. Später gehörte das Haus dem isländischen Unternehmer und Politiker Tryggvi Gunnarsson (1835 - 1917), auf dessen Engagement der Bau der ersten Brücke über die Ölfusá zurückgeht - ohne diese Brücke wäre Selfoss sicherlich nicht zum wirtschaftlichen Zentrum Südislands geworden. Das Haus in der Hafnarstræti wurde dann vom dänischen Unternehmen IRMA gekauft, das hier bis 1943 ein Geschäft betrieb, in dem vor allem Butter und Margarine verkauft wurden. Der Name "Smjörhúsið" prangte damals in großen Buchstaben auf der Vorderseite des Hauses und gab ihm seinen Namen. Das Haus in Reykjavík wurde 1977 abgerissen und in der Neuen Mitte von Selfoss 2021 zu neuem Leben erweckt. Im Untergeschoss am Brúartorg befindet sich heute das Restaurant "Fröken Selfoss". 


Im Herbst 2023 wurde das "Fröken Selfoss" eröffnet. Das "Fräulein Selfoss" bietet großartiges Essen und Cocktails. Nach eigenen Angaben ist es in kleinem Rahmen ein feines Restaurant, das freundlichen Service und appetitliches, schmackhaftes Essen anbieten. Der Schwerpunkt liegt auf isländischen Zutaten

Gerade in Südisland gibt es viele landwirtschaftliche Erzeuger, so dass die Betreiben von "Fröken Selfoss" hier aus dem Vollen schöpfen und frische hochwertige Produkte bei den Nachbarn in der Region einkaufen können, täglich frisches saisonales Obst und Gemüse, aber auch frischen Fisch, frisches Fleisch oder Liköre aus einer regionalen Brennerei. 

Dann werden diese hochwertigen Zutaten in der Küche des "Fröken" verarbeitet und auf spannende, innovative Art und Weise zu einer modernen, teilweise komplett neuen Geschmackserfahrung zusammen gesetzt. Hierbei stehen immer Frische, Bekömmlichkeit und Wohlgeschmack im Vordergrund.

Das Ambiente des Restaurants ist sehr schön und elegant und man merkt, wie sorgfältig alle Details aufeinander abgestimmt sind, so dass alles ein perfekt harmonisches Ganzes ergibt - genau wie bei den Gerichten.




Das große isländische Menü

Die Besitzer hatten uns als Food Blogger zum Essen ins "Fröken Selfoss" eingeladen und servierten uns als besondere Spezialität des Hauses "The Icelandic Menu", also "Stóri Íslenski seðillinn". 

Die Appetithappen 

Ganz traditionell bekommen wir hier diese kleine Vorspeisenplatte serviert - Hákarl, harðfiskur, smjör og brennivín sowie þurrkað ærfillet. Also kleine Würfel fermentierter Gammelhai, Trockenfisch mit Butter und zum Hinunterspülen isländischer Schnaps (Brennivín). Und noch getrocknetes Fleisch vom Mutterschaf (ær).


Alles klassische isländische Spezialitäten und wirklich alles in sehr guter Qualität, der Trockenfisch war schön mehlig und ließ sich gut essen, auch gut gebuttert. Aber das kaltgeräucherte, getrocknete Fleisch vom Mutterschaf war eine absolute Überraschung - bisher habe ich solches getrocknetes Fleisch immer nur komplett durchgetrocknet und relativ hart erlebt. Aber dieses hier war außen trocken und im Innern herrlich weich, einfach nur ein perfekter Genuss! Noch nie so gegessen - und so unglaublich lecker! 


Die Bedienung gab uns eine kurze Einweisung, erzählte ein bisschen zu den einzelnen Bestandteilen und wies uns auch darauf hin, dass es eine gute Idee sei, den Gammelhai nicht mit den Fingern anzufassen, sondern nur mit dem Zahnstocher - den Geruch hat man sonst tagelang an den Fingern!


Wir haben zusätzlich zu dem Menü noch zwei Likör (líkjör) bekommen - der dunkelrote war Wild Berries und erinnerte fast ein bisschen ein Portwein, der helle war ein sehr leckerer Rhaberber-Likör. Die Liköre stammen übrigens auch von einer lokalen Brennerei.


Das hier war der zweite Teil der Vorspeisen - allein in die Art und Weise, wie das Essen serviert wurde, habe ich mich sofort schockverliebt! Und dann noch der Geschmack.. für mich ein absolutes Highlight!


Auf ganz knusprigem, dünnem Fladenbrot (flatbrauð) wurden uns hierbei drei verschiedener Leckerbissen serviert:

Es gab geräucherten, langsam gegarten Saibling, mit einer orientalisch inspirierten Ingwer-Sauce - geschmacklich für uns beide ein absolutes Highlight, interessant, gleichzeitig knusprig und weich, verschiedene Geschmacksrichtungen perfekt zusammen gestellt und einfach nur unglaublich lecker!
 
Außerdem gab es gepökelte, langsam gekochte Gans, serviert mit wilden isländischen Blaubeeren (aðalbláber) und Meerrettich-Mayonnaise. Auch sehr lecker.

Das dritte war Ceviche, also eigentlich ein Fischgericht aus der südamerikanischen Küche, mit kleingeschnittenen Meeresfrüchten, Zwiebeln und Limetten. Hier serviert auf knusprigem isländischen Fladenbrot, mit Tomaten, Petersilie und Chili-Mayonnaise. Mein Mann ist nicht unbedingt ein großer Fan von Meeresfrüchten, aber das hier fanden wir beide wirklich gut, gerade mit dem leichten Chili-Geschmack. 

Die Hauptgerichte 

Der Hauptgang bestand, ganz traditionell, aus typisch isländischer Fleischsuppe (kjötsúpa), auch ganz klassisch serviert mit isländischem Roggenbrot (rúgbrauð) und Butter - ganz traditionelles Essen, auch traditionell zubereitet, und dabei wirklich perfekt. Rundum ein Genuss!


Das zweite Hauptgericht war hægelduð lambamjöðm, ofnbakað grænmeti og kartöflur, pikklaður rauðlaukur og brún sósa, also geröstete Lammhüfte, ofengebackenes Gemüse und Kartoffeln, dazu eingelegte rote Zwiebeln und braune Sauce. 


Lamm mit Kartoffeln, Gemüse und brauner Sauce - das klingt nach typischer, vielleicht etwas langweiliger Hausmannskost, oder? Tatsächlich hätte das Gericht aber gar nicht weiter von langweiliger Hausmannskost entfernt sein können! Die Lammhüfte war absolut perfekt auf den Punkt, außen knusprig und innen ganz weich. Dazu Kartoffeln in vier verschiedenen Varianten, von kleinen Kartoffeln in Schale bis zu Kartoffelgratin. Die kalten, säuerlichen Zwiebeln bildeten den perfekten Kontrapunkt zu dem warmen, süßlichen Gratin. Und dazu die intensive dunkle Sauce... einfach nur rundum ein echter Genuss! 

Da das "Fröken Selfoss" nicht nur für sein perfektes isländisches Essen, sondern auch für seine Cocktails bekannt ist, durfte mein Mann sich noch einen "Signature Cocktail" aussuchen - er hat sich, nach dem leckeren Rhabarber-Likör vorher, für einen Rabarbararúna entschieden. Mit Rhabarber, Veilchenlikör, Hibiskus-Tee, Weinschaum und getrockneten Rosenblüten. 

Lass mich dein Badewasser schlürfen...

Ich habe mich ja schon allein schon beim Anblick der "Badewanne" schockverliebt, in der dieser Cocktail serviert wird - diese knuffige Badewanne mit ihren kleinen Füßen, der lockere Schaum und die getrockneten Blüten. Die Illusion von schaumigen Badewasser mit einer Badebombe darin war einfach nur perfekt! Und vom Geschmack war mein Mann auch sehr begeistert - einfach nur genial, optisch und geschmacklich!

Das Dessert

Als Dessert gehört zu dem Menü noch Skyr, und zwar traditionell zubereiteter isländischer Skyr, serviert mit flüssiger süßer Sahne, Blaubeeren und reichlich Zucker. Dazu noch ein kleines Glas Zucker, mit dem man nach Bedarf noch nachsüßen kann. Das hat etwas!

Wenn Ihr im isländischer Supermarkt Blaubeer-Skyr kauft, dann sind da im Prinzip auch diese Zutaten enthalten, aber alles zusammen gemixt und eine einheitliches Masse. Hier ist alles separat und man schmeckt bei jedem Bissen ganz bewusst die einzelnen Bestandteile, der säuerliche Skyr, die süße, flüssige Sahne, die frischen Beeren, dazu der Zucker, der zwischen den Zähnen knirscht... ein absoluter Genuss! 


Für uns als Food Blogger gab es statt des zweiten Skyr-Desserts, das eigentlich zum Menü gehört, einen Rabbarbara baka. Das ist eine Art Kuchen mit Rhabarber- und Apfelstückchen, gebacken mit Haferflocken-Streuseln und Beeren und serviert mit einer Kugel Eiscreme. 

Auch wieder ein traditionelles isländisches Gericht, und wieder perfekt auf den Punkt zubereitet, gleichzeitig warm und kalt, weich und knusprig, säuerlich und süßlich... alles perfekt zusammen gestellt! Auch wenn wir mittlerweile fast schon zu satt waren, um dieses leckere Dessert noch so würdigen zu können, wie das Gericht es verdient hätte. 


Reden wir über den Preis... 

Das "stóri Íslenski seðillinn", also das "große isländische Menü", kostet pro Person 13.990 ISK, also gut 90 €. Es wird erst ab zwei Personen serviert. Der Rhababer-Cocktail in der Badewanne kostet 2.990 ISK, umgerechnet knapp 20 €. Und der Rabbarbara baka kostet alleine 2.590 ISK, also knapp 17 €. Dazu noch die beiden Liköre... definitiv kein preisgünstiges Vergnügen. Aber das ist Essengehen in Island eigentlich nie - und dss Essen im "Fröken Selfoss" war isländisches Essen der Extra-Klasse, definitiv sein Geld wert. 

Wenn man sich nicht, zu besonderen Anlässen, das große isländische Menü gönnen will, kann man im "Fröken" aber auch zu einem fairen Preis wirklich gutes Essen zum Mittag- oder Abendessen genießen. 

Auf der Mittagskarte findet man z.B. Hamburger mit Speck, Käse und Salat sowie Pommes und Knoblauch-Sauce für 3.890 ISK (ca. 25 €), Plokkfiskur mit Roggenbrot und Butter für 3.490 ISK (aktuell gut 22 €) oder den Fisch des Tages für 3.590 ISK (gut 23 €). 

Auf der Abendkarte kann man bei den Hauptgerichten zwischen Salat, zwei Fleisch- und zwei Fischgerichten sowie Fleischsuppe und Hamburger wählen, preislich liegt man hierbei zwischen 3.690 ISK (rd. 24 €) und bis zu 6.690 ISK (knapp 44 €). Hier steht übrigens auch die leckere gegrillte Lammhüfte mit all den Zutaten, die bei uns Teil des isländischen Menüs war, auf der Karte. 

Als Dessert kann man dann zwischen dem traditionellen Skyr für 1.790 ISK (gut 11,50 €), Schokoladenkuchen mit Skyr-Creme und Beeren oder dem Rhabarber-Kuchen für jeweils 2.590 ISK (knapp 17 €) wählen. 

Die Signature Cocktails liegen preislich zwischen 1.790 ISK bis zu 3.490 ISK, also zwischen rd. 11,50 € und knapp 23 €). Der alkoholfreie Cocktail liegt auch bei 1.790 ISK. 

Wenn man vergleicht, was man für durchschnittliches isländisches Essen in einem durchschnittlichen isländischen Restaurant zahlt, sind die Preise ähnlich - aber bei "Fröken Selfoss" bekommt man kein Durchschnittsessen, sondern wirklich aufregendes Essen in Top-Qualität. 


Die Menschen hinter "Fröken Selfoss"

Hinter "Fröken Selfoss" stehen Árni B. Hafdal Bjarnason und Guðný Sif Jóhannsdóttir

Árni ist ein gelernter Koch und hat jahrelang in vielen verschiedenen Positionen der Gastronomie und Hotellerie gearbeitet, vom Catering für Großveranstaltungen (z.B. beim Þorrablót) bis zu Koch-Veranstaltungen zu Hause. Guðý Sif ist studierte Rettungssanitäterin und arbeitete u.a. im Landspítali und einem Behindertenwohnheim. Heute ist sie für das Marketing der gemeinsamen Firma zuständig. Seit Ende 2022 lebt das Ehepaar mit seinen beiden Töchtern in Selfoss. 

Im Juni 2021 eröffnete das Paar sein erstes Restaurant, Samúelsson Matbar in der neuen Mjólkurbú Food Hall in Selfoss. Das Lokal ist benannt nach Guðjón Samúelsson (1887 - 1950), dem "húsameistari ríksins", der als Staatsarchitekt Islands u.a. die Hallgrímskirkja in Reykjavík und die Kirche von Akureyri entworfen hat, aber auch das Hotel Borg in Reykjavík, die Schwimmhalle in der Barónsstígur oder eben auch 1929 das damalige Firmengebäude der Molkereigenossenschaft in Selfoss, die Mjólkurbú


Groovís - Ice Cream und Donuts

Im Frühjahr 2023 haben Árni und Guðný Sif auch den Betrieb der Eisdiele in der neuen Stadtmitte übernommen. Seit April 2023 werden bei "Groovís" ausgefallene bunte Desserts angeboten, kreative Mischungen aus Eiscreme, Mini-Donuts und Zuckerwatte.

Eine weitere Besonderheit von Groovís ist es, dass die Aufträge hier grundsätzlich online oder über ein Bedienungsterminal vor Ort aufgegeben werden, so dass sich die Mitarbeiter effizient auf die Anfertigung der verschiedenen Bestellungen konzentrieren können. 

Im November 2023 kam "Fröken Selfoss" hinzu. Ursprünglich war das "Fröken" als Tapas-Bar konzipiert, mit vielen verschiedenen kleinen Köstlichkeiten auf vielen verschiedenen kleinen Tellern. Die vielen Teller stellten sich jedoch als Problem heraus - zu viel dreckiges Geschirr, in der kleinen Küche kamen sie mit dem Spülen nicht hinterher, und zu personalintensiv, sowohl im Service als auch in der Küche. 

Also haben Árni und Guðný Sif im Juni 2024 das Konzept überarbeitet und sich bewusst auf isländisches Essen verlegt, klassische isländische Küche aus hochwertigen isländischen Zutaten für Isländer und Besucher, viele traditionelle Gerichte, die aber mit einem ganz individuellen Twist etwas ganz Besonderes geworden sind - feine Küche in Perfektion! 

Im Rahmen der Neu-Organisation wurden auf die Preise gesenkt, so dass die Besucher nicht nur alle paar Monate kommen, sondern sich auch öfter gutes Essen zu einem fairen Preis leisten können, statt vieler kleiner Gerichte stehen jetzt wenige große Gerichte auf der Karte, an denen man sich auch sehr satt essen kann.

Árni erzählt uns im Gespräch an der Theke, dass es sein Ziel ist, sich mit seinen typisch isländischen Gerichten fernab von schlichter Hausmannskost in den nächsten Jahren eine Empfehlung im Michelin zu erkochen. Wir drücken ihm alle Daumen - wenn Ihr uns fragt, Árnis Essen und seine Liebe für das Essen bis in das letzte kleinste Detail hätten es wirklich verdient. 

Noch einmal ganz herzlichen Dank für die Einladung zu einem rundum absolut perfekten isländischen Essen, besser und spannender hätten wir uns das Essen nicht einmal vorstellen können!


Also wenn Ihr das nächste Mal in Selfoss seid und etwas wirklich Besonderes essen wollt, isländische Küche in Perfektion, können wir Euch das "Fröken Selfoss" wirklich nur ans Herz legen. 




Es handelt sich hierbei formal gesehen um Werbung, da wir zu dem Essen und den Getränken eingeladen wurden. Wir besuchen aber nur Restaurants und Lokale, von denen wir vorher Gutes gehört haben und die wir - aus den verschiedensten Gründen - spannend finden. Insoweit waren wir auch ehrlich begeistert und wenn wir in Lobeshymnen ausbrechen, sind die wirklich ernst gemeint.