Sonntag, 4. Februar 2018

Bolludagur

Rosenmontag in Island


In Island wird der Rosenmontag mittlerweile "bolludagur", also "Ballen-Tag" genannt. Der Brauch, traditionell am Rosenmontag solche "Ballen" zu backen und (vor Beginn der Fastenzeit) große Mengen davon zu essen, hat sich vermutlich durch dänische Bäcker Ende des 19. Jahrhunderts in Island eingebürgert. Seit 1910 findet man regelmäßig Hinweise auf den "bolludagur" in Island.

Allerdings gab es wohl auch schon vorher Vorläufer dieser Tradition -  schon in einem isländischen Kochbuch von 1858 findet man ein Rezept für "bolludagsbollur". Das Kochbuch stammt von Þóra Andrea Nikólína Jónsdóttir (1813 – 1861). Sie war Tochter eines Isländers und einer Dänin und kam als Kind mit etwa 10 Jahren ihren Eltern nach Island. Später heiratete sie hier und lebte als Hausfrau mit ihrem Mann, einem isländischen Goldschmied, in Akureyri. Im Jahr 1858 brachte sie ihr Hauswirtschafts- und Kochbuch heraus, das "ný matreiðslubók", also das "neue Kochbuch". In dem Kochbuch ist übrigens noch von "langaföstu snúðar" die Rede, auf dänisch "Fastelavnsbollur", also "Fastenzeit-Klöße". Der Teig basiert auf klassischem Jólabrauð, mit Gewürzen und Rosinen oder Zitronat / Orangeat, der dann in kleinen Portionen auf der mit Butter eingeriebenen Herdplatte gebacken wurde.


Klassische "bolludagsbollur"

Die klassischen "bolludagsbollur" wurden zunächst, wie bei Þ.A.N. Jónsdóttir, aus Jólakaka-Teig zubereitet, allerdings ließ man dabei später meistens Rosinen o.ä. weg und backte gewissermaßen "Brötchen" aus diesem Teig, die man dann oft noch mit Butter und Marmelade bestrich.



Später gab es dann zunehmend eigene Rezepte mit Hefeteig...


...und heutzutage gibt es oft Windbeutel aus Brandteig, meist mit Schokolade überzogen.


Versuche einer Fischfirma in den 30er Jahren, auch mit ihren "Fischbällchen" am "bolludagur" zu partizipieren, waren allerdings nicht erfolgreich - die klassischen "bolludagsbollur" sind und bleiben süß, meist mit Sahne, Marmelade, Schokolade gefüllt.


Selbstgemacht oder gekauft?

Man schätzt, dass die isländischen Bäcker heutzutage zum "bolludagur" rund 1 Mio. Ballen verkaufen. Außerdem ist es auch noch sehr verbreitet, seine "Ballen" selber zu backen. Ich habe von Schätzungen gelesen, wonach im Schnitt jeder Isländer zum Rosenmontag wenigstens 5 bis 6 dieser "Ballen" verzehrt. Der Anteil der gekauften und der selbstgemachten "bolludagsbollur" dürfte sich also in etwa die Waage halten.

Wenn Ihr ebenfalls "bolludagsbollur" backen wollt, findet Ihr natürlich auch hier im Blog entsprechende Rezepte - sowohl ganz klassisch aus Jólakaka-Teig als auch (etwas moderner) aus einem modifizierten Hefeteig und (noch moderner) aus Brandteig.




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