Sonntag, 6. Juli 2014

Traditionelle isländische Küche

Island liegt „am Ende der Welt“, das Land ist rau und unwirtlich und überhaupt erst seit knapp 1.200 Jahren von Menschen bewohnt. Die Sommer sind kurz und hell, die Winter lange und dunkel.

Island ist die größte Vulkaninsel der Welt und liegt knapp südlich des nördlichen Polarkreises – entsprechend war der Anbau von Getreide und Gemüse in Island lange Zeit kaum möglich. Mittlerweile gibt es wunderschöne, mit Erdwärme betriebene Gewächshäuser, wo Tomaten und Bananen wachsen und die im Winter hell in der Landschaft leuchten, und mittlerweile gibt es auch – vor allem im Süden der Insel – Getreidefelder, aber Mehl ist in der isländischen Küche eher eine „neue“ Erfindung – früher konnten sich nur wohlhabende Isländer gelegentlich importiertes Mehl leisten, teilweise wurde Mehl durch gemahlenes Moos ersetzt... auch eine Erfahrung.

Nutztiere mussten von den ersten Siedler selbst mitgebracht werden – und man musste auch genügend Nahrung für die ersten Tiere mitbringen (sonst ging es einem wie Flóki Vilgerðarson, einem der ersten Siedler, dem im ersten Winter auf Island alle seine Schafe aus Heumangel verhungerten).

Auch wenn die Menschen in Island alles verwerteten, was auch nur irgendwie essbar war – die ursprüngliche Ernährung dort war trotzdem sehr karg.

In der traditionellen Küche Islands findet man vor allem Rüben, Kohl, wild gewachsenen Rhabarber, Ampfer und verschiedene Sorten Beeren – sowie tierische Produkte, und davon aß man eben alles, was irgend essbar war. Man aß (und isst) neben dem Fleisch der Schafe auch ihre Füße, ihre Hoden und ihre Köpfen (die Augen sollen besonders wohlschmeckend sein). In Island isst man Hai-, Wal- und Robbenfleisch, und was nicht essbar ist, wird eben essbar gemacht – wie der berühmte Hákarl, der fermentierte Grönlandhai. Eine Spezialität sind auch Papageientaucher und ihre Eier, die vor allem im Frühjahr, wenn die Vorräte endgültig zur Neige gingen und noch nichts Neues wieder wuchs, für viele Menschen überlebenswichtig waren.

Überlebenswichtig in den langen Wintern war auch die Konservierung von Fleisch und anderen Lebensmitteln – durch Räuchern, Pökeln, Trocknen, Einsalzen, Einlegen in saurer Milch und auch Fermentieren. Ein klassisches isländisches Räucherverfahren basiert übrigens auch getrockneten, gepresstem Schafsdung, mit Heu dazwischen, das leider innerhalb der EU nicht erlaubt ist – daher dürfen etliche isländische Spezialitäten wie z.B. Hangikjöt (geräuchertes Lammfleisch) hier in Deutschland gar nicht verkauft werden.

Die klassische isländische Küche kannte – aus naheliegenden Gründen – auch kaum Gewürze, statt dessen benutzte man Beeren, Kräuter wie Thymian und Kerbel, oder auch salzhaltige Algen.

Der heutige Island-Tourist kann vor allem beim Besuch eines Þorrablots noch am eigenen Leib die ursprüngliche isländische Küche erfahren und probieren – wenn er sich traut. :-) 



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