Silvester auf Island
Wir haben diesen Jahreswechsel in Reykjavík verbracht, mit einem Teil der Familie, während der Rest daheim das Haus hütet. Es war zwar relativ warm, nur noch ein paar Schneehaufen auf den Parkplätzen, und am frühen Abend war das Wetter einfach nur ekelhaft, so nass und windig, richtig ungemütlich. Allerdings hatten wir dann doch noch Glück und rechtzeitig vor 24 Uhr wurde es trocken, so dass wir dann wieder gut vor die Tür konnten!
Ein typischer Silvester-Abend auf Island sieht übrigens oft folgendermaßen aus:
Zuerst isst die ganze Familie feierlich zu Hause, man kocht gemeinsam und genießt. Oder man veranstaltet für seine Freunde eine private Party bei sich zu Hause, ebenfalls mit gutem Essen und beeindruckend eleganter Kleidung. Gefühlt hatten viele auch zum Motto "20er Jahre" aufgerufen und die Gäste waren entsprechend erschienen.
Nach dem Essen geht man dann gemeinsam zum Brenna, den Silvesterfeuern am Strand. Die meisten Brenna werden um 20.30 Uhr entzündet. Man steht hier, unterhält sich, schaut den Feuern zu, ein paar Raketen fliegen... und man trägt natürlich neckische Partyhütchen auf dem Kopf.
Schön finde ich auch die Wunderkerzen, die viele Kinder schwenken.
Nach dem Brenna, während die Feuer noch herunterbrennen, gegen die Isländer dann wieder zurück, um 22.30 Uhr läuft schließlich (schon seit 1966) die alljährliche Comedy-Sendung "Áramótaskaup" im Fernsehen, eine Art satirischer Jahresrückblick, bei dem (gefühlt) jeder mitwirkt, der in Island Rang und Namen hat, Schauspieler, Musiker, … Wer die Sendung nicht gesehen hat, kann schließlich die nächsten Tage nicht mitreden!
Tatsächlich sind die Einschaltquoten der einstündigen Sendung mittlerweile rückläufig, nur noch knapp 80% der Isländer schauen sich heute den Áramótskaup an, vor 20 Jahren waren es in den besten Zeiten mehr als 95%.
Nach dem Áramótaskaup gehen die Isländer dann wieder auf die Straße. Es fliegen zwar schon seit Tagen Raketen in den Himmel und im Laufe des Silvestertages werden es immer mehr, bis das Spektakel um Mitternacht seinen Höhepunkt erreicht.
Wir haben hier bei der Brücke am Tjörnin gestanden und mit den Kindern das Feuerwerk überall rund um uns herum bestaunt. Es war absolut beeindruckend - obwohl es unserem Jüngsten stellenweise zu viel und vor allem zu laut wurde, auch wenn es wunderschön anzuschauen war.
Das Feuerwerk wird auf Island übrigens von Landsbjörg verkauft, der isländischen Landesrettungsgesellschaft, die ihre ehrenamtliche Arbeit zum Großteil auf dem Erlös der Feuerwerksverkäufe bestreitet. Wer möchte, kann seit 2018 statt Böller aber auch einen Baumsetzling für die Wiederaufforstung des Landes kaufen, der dann im Laufe des Jahres in einem entsprechenden Wiederaufforstungsprojekt gepflanzt wird. Man kann natürlich auch Böller und Setzlinge kaufen!
Nach dem Feuerwerk gehen dann die Feiern in den Clubs los - die letzten Gäste sieht man dann teilweise erst vormittags am Neujahrstag mühsam nach Hause wanken...
Hach ja - was gibt es Besseres, als wenn man ein neues Jahrzehnt auf Island beginnen kann!
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