Mittwoch, 1. Januar 2020

Flugeldasala

Feuerwerksverkauf in Island



Die Isländer lieben Feuerwerk, sie böllern mit Leidenschaft und geben angeblich bei einer 4-köpfigen Familie im Schnitt an die 500 € für die Silvesterknallerei aus. Klingt glaubhaft - wenn sie spätestens abends beim Brenna anfangen zu böllern und die Raketen zu starten, das Ganze sich dann beständig steigert bis Mitternacht, dann einen Höhepunkt erlebt und noch bestimmt bis ein Uhr nachts weitergeht... Die Isländer lieben ganz offensichtlich ihr Feuerwerk.

"Þú færð flugeldana hjá okkur" - "du bekommst das Feuerwerk bei uns". Diesen Slogan kann man in Island vor Silvester überall sehen - und er stammt von Landsbjörg.

Landsbjörg ist die isländische Rettungsorganisation für Land-, Luft- und Wasserrettung. Die Organisation besteht aus tausenden freiwilligen Helfern, die gestrandete Wanderer in den Bergen rettet, Unfallopfer ins Krankenhaus fliegt, Autos aus dem Wasser zieht und auch sonst ausrückt, wenn Hilfe gebraucht wird. Die Helfer arbeiten ehrenamtlich und unbezahlt und sind auf Spenden angewiesen.

Die Finanzierung von "Landsbjörg" läuft tatsächlich zum Großteil über den Verkauf von Feuerwerkskörpern - in Island verkauft nämlich "Landsbjörg" Raketen, Böller, Batterien und alles andere, was man für ein ordentliches Feuerwerk braucht. Natürlich einschließlich Sicherheitsvorkehrung, es gibt Sicherheitstipps etc. - schließlich ist es auch Landbjörg, die bei Unfällen mit Feuerwerkskörpern ausrücken.

Auch in der Hauptstadtregion gibt es mehrere Verkaufsorte von Landsbjörg.


Den ersten Container haben wir beim Schwimmbad Vesturbæjarlaug gesehen.


Im Hintergrund kann hier so gerade noch das Meer erahnen!


Ein wesentlicher größerer Verkaufsraum ist in Grandi, hinter dem "Bónus".


Hier wimmelt es wirklich von freiwilligen Helfern, die Feuerwerksartikel verkaufen, die Kunden beraten, Tipps geben... Offenbar mit der ganzen Familie. So steht z.B. extra ein Kind mit viel zu großer Rettungsjacke an der Tür, um den Kunden die Türen aufzuhalten, wenn man hinein oder heraus gehen will. So ein Service!



Besonders schön finde ich ja, wie typisch-isländisch hier einige der Kartons gestaltet sind - man kann zwischen Paketen mit verschiedenen isländischen Saga-Figuren wählen. Von Grettir, Gunnar oder Njáll bis zu Hallgerður, Guðrún oder Auður sind hier die verschiedensten Saga-Charaktere Namensgeber für die verschiedenste Himmelsbeleuchtung.


Und durchaus Betrieb ist hier auch - und das Auto mit Warnblinker macht noch einmal kräftig Werbung für den Feuerwerksverkauf hier.


Allerdings werden auch in Island zunehmend die negativen Aspekt von Feuerwerk thematisiert.

Beim Einkauf achtet Landsbjörg streng auf zertifiziertes Feuerwerk, bleifrei, ohne Arsen, Kadmium, Chrom oder Quecksilber. Das verwendete Plastik wurde in den letzten 5 Jahren um mehr als die Hälfte reduziert. Und der Feuerwerksverkauf wurde mittlerweile auf 4 Tage im Dezember (28.-31.12.) reduziert, während früher oft bis zum 6. Januar verkauft wurde. Zudem sollen in den Verkaufsständen ab 2020 auch keine Plastiktüten mehr ausgegeben werden.


Außerdem kann man unter dem Slogan "Skjótum rótum" ("wir feuern Wurzeln ab") bei den Feuerwerksverkäufen von Landsbjörg auch etwas für die Wiederaufforstung Islands tun: In Kooperation mit dem isländischen Forstverband Skógræktarfélag Íslands kann man bei Landsbjörg eeine Art "Zertifikat" erwerben, mit dem Geld wird dann im Laufe des Jahres im Rahmen von landesweiten Wiederaufforstungsmaßnahmen jeweils ein Baumsetzling gepflanzt.



P.S.: So eifrig auf Island zu Silvester geböllert wird - die Straßen sehen am nächsten Morgen nicht aus, als hätte eine Bombe eingeschlagen. Ganz im Gegenteil - alles ordentlich und aufgeräumt, es ist nichts rumgeflogen und die Überreste der Böller stehen höchstens noch, ordentlich zusammen geräumt, an der Seite. Viel mehr Reste als hier von der Knallerei haben wir nicht gesehen, auch an Stellen, wo in der Nacht richtig ordentlich geballert wurde. Ich bin wirklich beeindruckt!





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