Montag, 27. Februar 2023

Mein Wochenende...

Sorry, eigentlich wollte ich gestern noch einen Post fertig machen - aber mir ist das reale Leben dazwischen gekommen. 

Wir sind dieses Wochenende wieder nach Island geflogen, auch mal nach dem Haus schauen, wir hatten ja nach den Schneemassen im Dezember / Januar und dem Tauwetter danach Probleme mit der Elektrik. 

Samstag - ab nach Island!

Am Samstag ging es für uns los. Gefühlt mitten in der Nacht aufstehen, damit wir rechtzeitig am Flughafen waren, um kurz nach 8 Uhr ging  unser Flieger nach Kopenhagen (aus Kostengründen hatten wir wieder einen Flug mit Umsteigen, das ist wirklich oft deutlich billiger als ein Direktflug von Frankfurt nach Keflavík).

Soweit alles bestens - es gibt jetzt am Frankfurter Flughafen tatsächlich schon diese neuen Scanner, so dass man Flüssigkeiten und Elektronik nicht mehr einzeln auspacken muss, sondern einfach alles im Handgepäck lassen kann. Geht herrlich schnell! Wir konnten im Prinzip überall einfach durchlaufen, mussten nirgendwo warten... und waren dann 1,5 Stunden vor Abflug schon am Gate. Wirklich alles sehr entspannt für uns! 


Unser Flug ging dann auch pünktlich los...


... und wir sind auch pünktlich in Kopenhagen-Kastrup gelandet. 

An sich hatten wir drei Stunden Zeit auf dem Flughafen - also reichlich Gelegenheit, noch in Ruhe etwas zu essen, alle Läden anzuschauen, vom Lego-Laden über die landestypischen Souvenirs bis zu den Luxus-Koffern. Und ich habe festgestellt, dass es tatsächlich sogar zwei Lakritz-Läden am Flughafen gibt - herrlich!  


Eigentlich sollte unser Flug nach Keflavík um kurz nach eins gehen. Offenbar hatte es allerdings den Morgen Schwierigkeiten hier auf Island gegeben, so dass praktisch alle Flieger mit Verspätung gestartet waren, und so wurden aus den 3 Stunden Aufenthalt in Kopenhagen letztlich gut 3,5 Stunden. Aber auch die haben wir gut und entspannt überstanden. 


Vielleicht hatten wir Rückenwind, denn wir sind tatsächlich pünktlich in Keflavík gelandet. Ein Freund hat uns abgeholt, wir waren dann noch einkaufen und tanken - und bis wir schließlich hier zu Hause waren, war es etwa halb 7 Uhr abends. Rund 14 Stunden waren wir dann unterwegs - und sind restlos müde ins Bett gefallen. Ich hatte wirklich Schwierigkeiten, mir das zweite ESC-Halbfinale (Söngvakeppnin) hier auf Island im Fernsehen anzuschauen, ohne dauernd einzunicken... und dabei endete die Sendung schon um Viertel nach 9! Aber das Ergebnis fand ich okay - ich glaube zwar nicht, dass ich den künftigen ESC-Gewinner 2023 gesehen habe, aber zumindest hatten die Lieder, die weitergekommen sind, alle auf ihre Weise etwas. 

Ein gemütlicher Sonntag auf dem Land

Eigentlich hatten wir für Sonntag nichts Besonderes geplant. Ich wollte ein bisschen am Blog schreiben, mein Mann am Haus werkeln... die Toilettenspülung war nicht optimal, um es mal so zu sagen. 

Aber dann war das Wetter so gut - oder zumindest nicht aktiv schlecht, es regnete fast gar nicht und war auch nicht groß windig - also wollten wir doch raus..! Letztlich haben wir dann noch eine Freundin angerufen, die hier in der Nähe wohnt, ob sie mitkommt, wenn wir einfach nur zum Geysir fahren..? Ja, klar, gut Idee!

Wir haben dann die Freundin unterwegs abgeholt und sind zusammen ins Haukadalur gefahren - einmal Geysir gucken! Ich weiß nicht, wie oft ich mittlerweile schon da war - aber das ist definitiv einer meiner Lieblingsorte auf Island und ich stehe jedes Mal wieder andächtig davor! 

Aktuell Warnung vor Taschendieben am Geysir 

Schon vor Corona gab es Warnungen vor Taschendieben an vielbesuchten Sehenswürdigkeiten wie dem Geysir oder dem Wasserfall Gullfoss, seit Anfang 2019 und es häufte sich dann immer mehr bis Februar / März 2020 - bis dann Corona kam und der Tourismus wegbrach. 

Das Schema war wohl immer dasselbe: Mehrere Täter, die zusammen arbeiteten, die potentiellen Opfer wurden dann insbesondere beim Fotografieren abgelenkt, dann ein schneller Griff in die Tasche... und kurz darauf lag das Portemonnaie irgendwo im Müll, das Geld war weg... 

Heute habe ich den Hinweis gelesen, dass aktuell wieder Taschendiebe auf dem Golden Circle unterwegs sind: 

Meist werden die Touristen wohl angesprochen und darum gebeten, einen zu fotografieren - tja, und dann ist die Kamera ausgeschaltet, man muss erst gezeigt bekommen, wie man sie wieder anschaltet, hin und her - und diese Ablenkungen nutzen die Taschendiebe dann. 

Von daher - seid möglichst vorsichtig und passt auf Eure Sachen auf! Selbst hier auf Island - es kann schneller gehen, als man denkt.  


Als wir gestern am Geysir unterwegs waren, sprachen uns auch zwei deutsche Frauen an, ob ich ein Foto von ihnen machen könnte, sie haben dann auch ein Foto von uns dreien gemacht - natürlich habe ich mir nichts dabei gedacht! Es ist auch nichts passiert, alles in Ordnung - aber ich habe auch gar nicht daran gedacht, in so einer Situation besonders vorsichtig zu sein!

Es war übrigens schon wieder ordentlich viel Betrieb am Geysir - dabei haben wir erst Februar und die klassische Touristen-Saison fängt doch eigentlich erst viel später an... Es waren auch noch nicht so viele Reisebusse mit großen Gruppen unterwegs, das meiste waren Individualtouristen - aber es wird schon deutlich wieder voller. Ich frage mich, wie es im Sommer wird, wenn jetzt schon so viel los ist... 



Wir sind dann noch ein bisschen herumgelaufen, direkt am Geysir waren viele Wege gesperrt, wegen Matsch und Nässe, nehme ich an. Ein Stück weiter war der Weg dann offen, nur der Hinweis "kein Winterdienst" und "Spikes empfohlen". Okay, Spikes hatten wir jetzt nicht mit, aber immerhin wetterfeste Schuhe mit ordentlichem Profil. So konnten wir dann noch einen Blick von oben auf den Geysir und das Besucherzentrum werfen und uns dabei ein bisschen lüften. 


Anschließend waren wir dann noch im Touristen-Center und haben dort Mittag gegessen. 

Es war definitiv nicht billig - für eine Schale Suppe mit frischem Brot und Butter dazu zahlt man, glaube ich, umgerechnet um die 15 €. Allerdings ist normalerweise auch "free refill" dabei, wir haben unsere Schale nachgefüllt bekommen und es gab auf Anfrage auch noch mehr Brot und Butter. Wir sind auf jeden Fall alle drei sehr satt geworden!

Die Fleischsuppe (kjötsúpa) war in Ordnung und das Lammfleisch ließ sich wirklich gut beißen, aber für meinen Geschmack fehlte der Suppe ein bisschen die Sämigkeit, es war wirklich klare Brühe mit Einlage. Mit ein bisschen Haferflocken, Graupen oder Kartoffel durch und etwas frischer Petersilie dazu hätte ich es jedenfalls noch besser gefunden. 


Dafür fanden wir die Fischsuppe definitiv sehr lecker und geschmacklich unbedingt empfehlenswert!


Hinterher haben wir dann noch unsere Freundin zu Hause besucht und es uns dort mit Tee und frischen Waffeln gemütlich gemacht und nach Herzenslust geschwatzt. Es wurde dann doch später als gedacht...


Der Blog-Artikel musste also noch warten... aber dafür hatten ein einen rundum gelungenen, gemütlichen Sonntag hier! 




Donnerstag, 23. Februar 2023

Lieblingsorte Island - Lesung von Arthúr Bollason

Wenn man gerade nicht nach Island reisen kann, kann man zumindest literarisch dorthin reisen. 

Eine wunderbare Gelegenheit dazu hatten wir jetzt im Januar 2023 - da waren wir in der Frankfurter Buchhandlung "Weltenleser" bei der Buchvorstellung des isländisches Autoren Arthúr Börgvin Bollason. 

Arthúr Björgvin Bollason 

Arthúr Bollason wurde 1950 in Island geboren und wuchs bei seinen Großeltern in Reykjavík auf. Er studierte in Deutschland und arbeitete erst als Lehrer, später als Journalist, Schriftsteller und Übersetzer. So übersetzte er z.B. Heine, Nietzsche und Schiller oder auch Richard David Precht ins Isländische, er arbeitete als Auslandskorrespondent und leitete auch einige Zeit das Saga-Zentrum in Hvolsvöllur. Bekannt sind seine deutschen Bücher über Island und über die isländischen Sagas, aber auch die Aufnahmen von 2011, in denen Arthúr auf 4 CD's an den Originalschauplätzen sehr anschaulich Island-Sagas erzählt (Njáls Saga und Laxdæla Saga). Im Juni 2022 erschien sein neues Buch "Lieblingsorte Island".


Unsere erste Begegnung vor über 10 Jahren

Wir haben Arthúr kennen gelernt, als Island 2011 Gastland der Frankfurter Buchmesse war, und Arthúr (der zu der Zeit mit seiner Familie in Frankfurt-Höchst lebte und in der Öffentlichkeitsarbeit bei Icelandair arbeitete) kümmerte sich um den Auftritt des Landes bei der Buchmesse - als "Reiseführer durch das literarische Island". Er organisierte bereits im Vorfeld etliche Lesungen, stellte andere isländische Autoren vor, holte isländische Künstler nach Frankfurt. Ich erinnere mich noch gut, wie er uns z.B. damals im Bolongaro-Palast in Höchst das erste Mal mit Island-Sagas vertraut gemacht hat... 

In Deutschland kennt man Arthúr auch als den "nackten Autoren im Fluss" - in der Sendung "Druckfrisch" interviewte ihn 2008 Denis Scheck für die ARD, während Arthúr in Landmannalaugar im heißen Fluss lag und Herr Scheck zum Gespräch selbst in die heiße Quelle stieg, mit seinem guten Anzug, weißem Hemd und Schlips. (Das Video dazu kann man übrigens immer noch bei Youtube finden, glaube ich.)  

Heißes Bad in Landmannalaugar -
allerdings 2009 und ohne nackten Autoren und Herrn Scheck im Anzug

Ich glaube, an unsrer Island-Liebe trägt tatsächlich Arthúr Bollason zu einem guten Teil eine Mitschuld, weil er so unglaublich gut erzählen kann - seine Stimme, sein isländischer Akzent, seine offensichtliche Leidenschaft für die Geschichten, die er erzählt, die Liebe zu der Natur und den Menschen, ihren Geschichten und all dien skurrilen Anekdoten, von denen er so anschaulich erzählt... hinterher ist er dann im Zweifelsfall bei einem völlig anderen Thema gelandet und es ist jedes Mal wieder ein wunderbares Erlebnis!


Lesung in der Buchhandlung Weltenleser

Angekündigt war der Vortrag in der Buchhandlung in Frankfurt eigentlich als "Lesung" - aber eigentlich war es mehr eine Erzählung, so wie ich es mir früher bei den Wikingern abends am Feuer im Langhaus vorstelle. Er hat immer ein paar Absätze aus seinen "Lieblingsorten" auf Island vorgelesen - und ist darüber ins Erzählen gekommen, wunderbar bildlich, anschaulich, voller Humor und Zuneigung und Spaß an der Freude.



Lieblingsorte bei Insel Taschenbuch

Im Insel-Verlag gibt es schon länger die Reise-Reihe "Lieblingsorte", in denen Autoren ihren Ort neu erkunden und mit "Heimvorteil" ihre persönlichen Lieblingsorte in ihrer Stadt vorstellen, versteckte Plätze, Parks, Restaurants und Cafés. In der Reihe gibt es bisher Städte wie Paris, Rom, Venedig, Wien, Barcelona, Amsterdam, Tel Aviv - und jetzt Reykjavík..? 

Arthúr erzählt, als der Insel-Verlag an ihn herangetreten sei mit der Idee, er solle für diese Reihe über seine Lieblingsorte in Reykjavík schreiben, habe er zuerst direkt abgelehnt - Reykjavík ist zu klein dafür, bei aller Liebe, aber was soll er denn bitte über 60 Orte und Plätze in Reykjavík schreiben..?!? Schließlich leben auf Island etwa so viele Menschen wie in Bielefeld... Und so wurde es letztlich kein Buch über Lieblingsorte in Reykjavík, sondern über 60 Lieblingsorte auf ganz Island. 



Eine persönliche Reise durch Island 

Arthúrs Island-Reise beginnt (natürlich) in Reykjavík, tatsächlich sogar im ältesten Café der Stadt, dann geht es in den Park am Stadtteich Tjörnin, es gibt Pizza und Hummersuppe am Hafen, und man besucht mit Arthúr den Flohmarkt im ehemaligen Zollhaus, den Skulpturengarten neben der Hallsgrímskirkja oder den alten Friedhof Hólavallagarður

Hier erzählt er z.B. von Guðrún Oddsdóttir Stephensen, dem ersten Menschen, der 1838 hier auf dem Friedhof begraben wurde.

In erster Ehe war Guðrún mit dem isländischen Juristen Stefán Stephensen (1767 - 1820) verheiratet - von Stefáns erster Frau Marta María Stephensen (1770 - 1805) habe ich hier im Blog schon erzählt, sie gilt nämlich als Autorin des ersten gedruckten isländischen Kochbuchs. Allerdings wird angenommen, dass in Wirklichkeit nicht Marta María, sondern ihr Schwager Magnús Stephensen das Kochbuch verfasst hat. Island ist einfach klein! Äh - wo war ich gerade..? Stimmt, bei Guðrún Oddsdóttir. Ihre Kinder aus erster Ehe waren alle jung gestorben und nach dem Tod ihres Mannes Stefán heiratete die Witwe dann Þórður Sveinbjörnsson (1786 - 1856), einen isländischen Richter, Politiker und Herausgeber der monatlichen Zeitschrift "Sunnanpósturinn". Nach Guðrúns Tod heiratete Þórður eine der schillerndsten Frauen Reykjavíks, die 27 Jahre jüngere Kristín Lauritzdóttir Knudsen, mit der er acht gemeinsame Kinder hatte. 

Als 1838 der Friedhof als neuer Hauptfriedhof von Reykjavík geweiht wurde, fand sich aber zunächst niemand, der seinen Angehörigen hier beerdigen lassen wollte. Nach isländischer Tradition wird der erste Mensch, der auf einem neu geweihten Friedhof seine Ruhe findet, zum Wächter des Friedhofs. Er sei von der Verwesung befreit und müsse alle späteren Toten empfangen und auf Ewigkeit über den Friedhof wachen. Das wollte niemand seinen verstorbenen Angehörigen zumuten - warum sich dann Þórður bereit erklärte, seine verstorbene Frau Guðrún als erste auf dem neuen Friedhof beisetzen zu lassen, weiß ich nicht. 

Bei Guðrúns Beerdigung im November 1838 sollen weit über 1.000 Menschen voller Neugier zum Grab gekommen sein - damals ungefähr die komplette Bevölkerung der Stadt Reykjavík. So hatte Gudrún auf jeden Fall eine Beerdigung, von der noch lange gesprochen wurde.

Arthúr erzählt auch, dass es auf dem Friedhof Hólavallagarður noch alte Zäune und Kreuze aus Eisen gibt, die das Bild des Friedhofs prägen - auf Island wurde dieser alte Grabschmuck nämlich nicht abgebaut und für Kriegswaffen eingeschmolzen, anders als an den meisten anderen Orten in Europa. 

Friedhof Hólavallagarður von 1838

Von Reykjavík aus führt Arthúrs Buch dann in den Süden Islands, voller Natur und Landschaft und Geschichte und Geschichten, inklusiven einem Abstecher auf die Westmännerinseln. Im Westen entführt Arthúr seine Leser u.a. in das Landnahme-Zentrum in Borgarnes und in die Geschichten der Egilssaga und weiter dann bis in die Westfjorde und zum Fischessen in Ísafjörður und ans Ende der Welt ins Naturreservat Hornstrandir. Im Norden geht es in die Romantik der Berge - und ins Weihnachtshaus in Akureyri. Auch das "Bier-Bad" bei Dalvík wird vorgestellt. Im Osten geht es dann auch in Islands größten Wald...

In dem Buch gibt es viele ganz persönliche Lieblingsorte, anschauliche Anekdoten und auch ganz viele kulinarische Tipps rund um das ganze Land. 

Gourmetlokal am Rande der Welt

Wir haben den Abend mit Arthúr in der Buchhandlung "Weltenleser" in Frankfurt auf jede Fall rundum genossen! 



P.S.: 

Angeregt von dem Abend und der Lesung von Arthúr Bollason hatte ich, als Sabrina von Halló Ísland auf Instagram fragte, worüber sie im Februar schreiben könnte, als "Wunschthema" das Thema "Lieblingsorte" vorgeschlagen. Sabrinas ganz persönliche Lieblingsorte in Island könnt Ihr auf ihrem Blog nachlesen. 
 
 


Sonntag, 19. Februar 2023

Geysir und Gullfoss im Winter

Irgendwie hat es dieser Winter auf Island wirklich in sich, Kälterekorde, Schneerekorde, wochenlang Tiefschnee... dazu immer wieder Schneestürme und Wetterwarnungen. Seit heute Mittag schon wieder die nächste Wetterwarnung in der Südhälfte Islands... 

Im Januar hatten wir einen schönen Tag genutzt, um am Nachmittag wenigstens kurz mal zum Geysir und Gullfoss zu fahren. Es war zwar klirrend kalt und alles tief verschneit, aber herrliches Wetter und mit der tiefstehenden Wintersonne war es einfach traumhaft schön dort!

Ich habe einfach mal ein paar Winterimpressionen mitgebracht. Hier waren wir im Geothermalgebiet Haukadalur beim Geysir Strokkur ("Butterfass"), der - anders als der Große Geysir - immer noch in getreulich ausbricht. Ich finde es immer wieder spannend, am Strokkur zu stehen und seinen Ausbrüchen zuzuschauen - keine Ahnung, wie oft ich mittlerweile schon da war, aber ich finde, er springt doch jedes Mal wieder anders, je nach Windrichtung, Wetter, Tagesform... 

Dieses Mal konnten wir die blaue Blase, die sich vor einem Ausbruch meist bildet, tatsächlich nicht sehen - ich schätze, das lag aber schlicht daran, dass über dem heißen Wasser in der kalten Luft ständig eine dicke Dampfwolke hing. Sah aber auch wunderschön aus, angestrahlt von der untergehenden Nachmittagssonne. 



Manchmal spuckt der Stokkur mehrfach hintereinander, aber dann oft nicht besonders hoch - ein anderes Mal bricht die Wassersäule dann richtig hoch aus, bis zu 30 oder 35 Meter hoch. 


So traumhaft es war - zum längeren Verweilen lud diese Bank im Schnee dann doch nicht unbedingt ein. 



Ich finde, hier an dem Schild und den Absperrungsseilen sieht man so schön, wie sich im Wind auf einer Seite quasi horizontale Eiszapfen gebildet haben... 


Mit einem letzten Blick auf den Geysir Strokkur und die Menschenmassen dort sind wir dann weiter - unser Nachwuchs drängelte auch. Für ihn ist so ein Geysir schon etwas Altbekanntes, das kennt er, seit er klein ist... ganz "normal" also.


Aber ich stehe trotzdem noch jedes Mal wieder da und freu mich einfach und finde es wunderschön!


Anschließend haben wir noch einen kurzen Abstecher zum Wasserfall Gullfoss gemacht. Da ist unser Nachwuchs dann allerdings gleich ganz im Auto geblieben und sind nur einmal kurz die Treppe hinunter gelaufen und dann oben noch den Weg lang, einmal schauen... 


Es war aber auch wirklich kalt - die Gischt vom Wasserfall spritzte einen unten am Fuß der Treppe direkt voll und ich hatte sofort die ganze Brille voller kleiner Eispickel. Und es ziept so in der Nase, wenn einem die Nasenhaare gefrieren... 


Für uns ging es dann wieder nach Hause - schönen Abend noch!




Samstag, 18. Februar 2023

Söngvakeppnin 2023

ESC 2021
ESC-Vorentscheidung 2023 auf Island


Juchhu, es ist wieder soweit - heute beginnt der ESC-Vorentscheid auf Island, der söngvakeppnin 2023!

Das erste Halbfinale kommt heute (18.02.) im isländischen Fernsehen (RUV), das zweite Halbfinale dann nächsten Samstag (25.02.). 

Das Finale 2023 folgt am Samstag, den 04. März. 

Das erste Halbfinale kommt heute Abend von 20.45 Uhr bis 22.15 Uhr (bzw. isländischer Zeit von von 19.45 Uhr bis 21.15 Uhr) im Fernsehen - und ich freue mich schon darauf!
 
Wenn Ihr wollt, könnt Ihr Euch die Lieder für den isländischen Vorentscheid 2023 schon mal auf der Website des Fernsehsenders RUV anschauen. 

Die Teilnehmer singen alle auf Isländisch, auch wenn 9 der 10 Beiträge auch eine englischsprachige Version haben. Im Halbfinale treten jeweils 5 Teilnehmer an. Normalerweise qualifizieren sich im Halbfinale die zwei Teilnehmer mit den meisten Stimmen (Televoting und SMS) für das Finale, außerdem vergibt der Sender RUV meist noch eine Wildcard. 


Frühere Teilnehmer am ESC-Vorentscheid

Hier waren wir beim Umzug am Nationalfeiertag 2018, da fuhren hier in dem schönen alten Wagen die Mitglieder der Band "Heimilistónar" vorbei. Die Frauenband hatte mit ihrem Lied "Kúst og fæjó" (= "Handfeger und Kehrschaufel") am Vorentscheid 2018 teilgenommen und sich für das Finale qualifizieren konnten, im Finale aber (leider nicht) weitergekommen sind. 


Hinterher traten sie noch auf der großen Bühne im Park am Stadtteich Tjörnin auf. 


Auf der gleichen Bühne haben wir dann letztes Jahr in der Kulturnacht am 20. August 2022 die Band Systur gesehen, die drei Schwestern Sigga, Beta und Elin mit ihrem Lied "Með hækkandi sól" ("Mit der aufgehenden Sonne"). Mit dem Lied vertraten sie Island bei ESC 2022 in Turin. Hier erreichten sie allerdings nur den 23. Platz (von 25 Teilnehmern). 


Schauen wir mal, wo wir die Teilnehmer vom Söngvakeppnin 2023 in Zukunft auf Island erleben werden. Wir freuen uns auf jeden Fall schon mal auf das erste Halbfinale heute Abend! 

Foto von 2018



Freitag, 17. Februar 2023

Kjötkveðjuhátið

Karneval auf Isländisch


Auch auf Island gibt es Karneval. Mit vielen süßen Krapfen und Windbeuteln, dicker Erbsensuppe mit Salzfleisch am Faschingsdienstag und verkleideten Kindern in wilden Kostümen am Aschermittwoch - wenn dann die Fastenzeit anfängt. 

Wenn Ihr kulinarisch-isländische durch die Karnevalszeit kommen wollt, findet Ihr jede Menge Rezepte für Rosenmontags-Ballen ("bolludagsbollur") hier auf dem Blog, am Dienstag könnt Ihr dann "saltköt og baunir" essen und ab Mittwoch voller Elan in die Fastenzeit starten, dazu könnt Ihr Euch z.B. an meiner "Island-Diät" orientieren, eine "Skyr-Diät" machen oder Euch vielleicht sogar 7 Wochen lang vorwiegend vegan ernähren - na, wie wäre es..?


Rosenmontag

Am Rosenmontag ist "bolludagur", also "Ballen-Tag", da isst man so viele süße Krapfen und Windbeutel, wie man nur kann. 


Ursprünglich waren es wohl Brötchen, die zerkleinert und dann mit Milch und Butter zubereitet wurden. Dieser Brauch kam wohl durch dänische Einflüsse Anfang des 19. Jahrhunderts nach Island. 

Mitte des 19. Jahrhundert  wurden daraus dann "Fastenklöße", dazu verwendet man denselben Teig wie für süßes Weihnachtsbrot (mit Gewürzen und Rosinen und ggf. Zitronat / Orangeat), der dann in kleinen Portionen auf der mit Butter eingeriebenen Herdplatte gebacken wurde. Später ließ man dann die Rosinen und das Zitronat / Orangeat weg und backte gewissermaßen kleine Brötchen, die man dann aber noch mit Butter und Marmelade bestrich. 

Ein Rezept für klassische bollur auf Basis vom Jólabrauð-Teig findet Ihr hier bei mit auf dem Blog. 


Danach kamen die "Ballen" aus Hefeteig, diese wurden dann schon aufwendiger mit ordentlich Sahne zubereitet. Das Rezept für diese gerbollur með hindberjarjómi (Hefeteig-Bällchen mit Himbeersahne) findet Ihr natürlich auch hier au dem Blog. 


Mittlerweile ist es vorwiegend Brandteig, aus dem die "bolludagsbollur" zubereitet werden. Der Fantasie sind hier keine Grenzen gesetzt, man kann sich richtig austoben! 

Auch für diese "bollur" auf Brandteig findet Ihr verschiedene Rezepte hier auf dem Blog, z.B. für kleine vatnsdeigsbollur einfach mit Sahne und Marmelade, oder auch für aufwändigere Varianten wie vatnsdeigsbollur með karamellufyllingu (= Brandteig-Ballen mit Karamellfüllung) oder hier diese Version von Brandteig mit einer Füllung von Erdbeersahne mit Mandeln, Marmelade und noch ordentlich Schokolade. 


Vatnsdeigsbollur

Vatnsdeigsbollur með karamellufyllingu

Meine Bolludagsbollur 2021


Faschingsdienstag 

Und wenn man am Montag noch nicht geplatzt ist, isst man am Faschingsdienstag weiter. Der Karnevalsdienstag heißt auf Isländisch "sprengidagur", also "Tag der Sprengung". Es geht um "Essen bis zum Platzen". Nachweislich war es bereits Anfang des 18. Jahrhunderts auf Island üblich, an diesem Tag noch einmal die "Nacht des großen Schlemmens" zu feiern, bevor dann die christliche Fastenzeit bis Ostern begann. 

Traditionell wurde am Fastnachtdienstag vor allem Fleisch gegessen, insbesondere Hangikjöt, also geräuchertes Lammfleisch, weil in der Fastenzeit kein Fleisch mehr gegessen wurde. Und es wäre doch zu schade, da nicht vorher noch alles aufzuessen, damit nichts verkommt! 

Spätestens ab Ende des 19. Jahrhunderts wurde dann nicht mehr das geräucherte Lammfleisch aufgegessen, sondern das Salzfleisch, also frisches Fleisch, dass durch Einsalzen haltbar gemacht wurde. 

Als klassisches Gericht die den sprengidagur gilt auf Island seitdem saltkjöt og baunir, also dicke Erbsensuppe mit Salzfleisch. 



Aschermittwoch

Am Aschermittwoch ("öskudagur") ist dann immer noch nicht alles vorbei. 

Früher war auf Island der traditionelle "Kinderfeiertag" in den Schulen der Rosenmontag, hier verkleideten sich die Kinder, zogen durch den Ort und trieben Schabernack. Bis Anfang des 20. Jahrhunderts verschob sich dieser Brauch jedoch zunehmend auf den Aschermittwoch.

Also wenn Ihr am Aschermittwoch auf Island verkleidete Kinder in wilden Kostümen seht - wundert Euch nicht, das gehört dazu! 
 

Die Fastenzeit

Anschließend beginnt dann die Fastenzeit, das "langafasta". Traditionell war dies eine Zeit der inneren Einkehr, man aß bis Ostern kein Fleisch, manche fasteten auch auf Fisch und / oder Milch und Milchprodukte. 

Hier auf dem Blog hatte ich 2018 meine "Island-Diät" mit einem Wochenplan für die Fastenzeit vorgestellt. Dabei ging es um eine langfristige Ernährung, die möglichst Blutfett- und Blutzuckerwerte senken soll und langfristig Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Übergewicht und Diabetes entgegenzuwirken. 


Im Jahr 2020 hatte ich dann auf dem Blog eine Skyr-Diät für die Fastenzeit, möglichst bewusst und eiweißreich, die entsprechenden Rezepte findet Ihr natürlich auch hier auf dem Blog. 


Letztes Jahr 2022 hatte ich meinen Fokus in der Fastenzeit dann auf vegane Gerichte gelegt, also entweder klassische Gerichte, die wirklich immer schon vegan waren (wie z.B. viele Zimtschnecken, Flatbrauð oder auch dieser grüne Graupensalat, den mein Jüngster heiß und innig liebt), ...


... oder eben klassische Gerichte der isländischen Küche, die "veganisiert" wurden. Diese veganen Sörur hier sind z.B. relativ einfach zuzubereiten - und geschmacklich einfach genial, finde ich! Und zwar nicht nur ich! 


Ihr seht also - ganz viel Material, um sich nach Lust und Laune auszutoben, wenn Ihr wollt! Viel Spaß schon mal dabei! Aber jetzt natürlich erstmal noch viel Spaß an Karneval!